MEDIENSPIEGEL
26. SEPTEMBER - 02. OKTOBER 2011
Bund 1.10.11
"Welcome to hell" wurde überpinselt
Der Schriftzug auf dem Dach der Berner Reitschule "Welcome to
hell" ist gemäss Beobachtern so überpinselt oder
überdeckt worden, dass es jetzt nur noch heisst "Welcome". Die
nicht gerade freundliche Botschaft hatte vor drei Wochen im
Zusammenhang mit dem SVP-"Familienfest" für Aufregung gesorgt. Sie
gab zu Vermutungen Anlass, es könnte wieder zu gewalttätigen
Angriffen auf die Parteiveranstaltung kommen wie vor vier Jahren.
Warum die Veränderung gerade jetzt vorgenommen wurde, ist
unklar. Von den Reitschulbetreibern war gestern für eine
Stellungnahme niemand erreichbar. Tatsache ist, dass im Stadtparlament
zwei Vorstösse eingereicht wurden, die auf diese Parole Bezug
nehmen. Bürgerliche Stadträte bringen darin zum Ausdruck,
dass es nicht tolerierbar sei, wenn die Stadt Bern einen Betrieb wie
die Reitschule unterstütze, wenn von dort aus "staats- und
demokratiefeindliche Agitation" propagiert werde. (db)
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Bund 1.10.11
Kantonspolizei Bern
Pressechefin der Polizei bereits wieder weg
Irène Messerli verlässt die Medienstelle der
Kantonspolizei Bern nach nur rund zwei Jahren. Stabschef Martin
Brönnimann, der ihre Funktion ad interim übernimmt,
bestätigte gestern eine Meldung der "Berner Zeitung", wonach der
Abgang der Chefin Kommunikation per sofort erfolge, aber in keinem
Zusammenhang stehe mit einem kürzlichen Vorfall in der Reitschule.
Der Medienstelle war vorgeworfen worden, diesen dramatisiert zu haben.
Die 37-Jährige will eine neue berufliche Herausforderung annehmen.
Worin diese besteht, gab sie nicht bekannt. (db)
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BZ 1.10.11
Wenn Tanz, Klang und Text fliegen
Tojo-Theater · Mit "COME-and · GO" zeigt das Tojo eine
höchst fantasievolle und poetische Performance, die zwar zuweilen
ins Leere läuft, aber mit einem Höhepunkt endet.
Am Anfang kommt das Ende: Ein Glamour-Paar betritt mehrmals die
Bühne und verbeugt sich vor dem Publikum. Diesem
ungewöhnlichen Beginn folgt eine Aneinanderreihung von Szenen: Ein
überdimensional grosses weisses Tuch wird aus dem Bauch eines
Performers geboren, eine Tanzchoreografie wird live à la
Fussballmatch kommentiert, und mit Fechtmasken ausgestattete Menschen
werden zu entpersonalisierten Maschinen.
"COMEand · GO" ist der Titel dieser Performance, die im
Mai dieses Jahres in Biel uraufgeführt wurde und nun im Berner
Tojo-Theater zu sehen ist. Regisseurin Marion Rothaar, die 2010 Thomas
Bernhards "Am Ziel" im Theater an der Effingerstrasse inszenierte, hat
den Titel "COMEand · GO" als Anlehnung an das gleichnamige
Theaterstück von Samuel Beckett verwendet. In Becketts
Dreipersonenstück werden die Grenzen zwischen Traum und
Wirklichkeit aufgelöst. Auch im Tojo treffen drei Personen in
einer traumähnlichen Welt aufeinander: die Solothurner
Tänzerin Anja Gysin, der Schauspieler Marco Zbinden aus
Zürich und der Soundkünstler Jakob Surbeck.
Man merkt dem Abend an, dass das Team mit grosser
Improvisationslust und mit viel Fantasie an die Performance
herangegangen ist, doch die Szenen verlaufen zu oft ins Leere. So ist
"COMEandGO" eine Collage von schönen, poetischen Bildern, die
jedoch nicht zu einem sich durchziehenden roten Faden gebündelt
werden und das Publikum manchmal etwas ratlos zurücklassen.
Hauptthema: Das Fliegen
Trotzdem haben einzelne Bilder durchaus Kraft und vermögen
zu fesseln. Zbinden überzeugt als Celentano-Double, Surbeck
erschafft melancholische Melodica-Melodien und
sphärisch-elektronische Klang-Loops und Gysin tanzt sich immer
wieder zur Erschöpfung. Ihr Körper schüttelt und dreht
sich, die Arme durchschneiden die Luft, die Tänzerin wird zu einem
Körper im Wind. So kristallisiert sich irgendwann das Hauptthema
der einstündigen Performance heraus: Das Fliegen. Inspiriert von
Samuel Beckett, Friedrich Nietzsche und Jean Tinguely, kommen Text,
Tanz und Sound thematisch zusammen. Auf dem Höhepunkt des Abends
entpuppt sich das weisse Tuch als riesiger Fallschirm. Mit Luft
gefüllt, wird dieser zu einem pulsierenden Luftkissen, zu einer
Blume, einer wummernden Zelle, einer Qualle. Die Tänzerin scheint
auf einer Wolke zu spazieren. Am Schluss wird der Stoff lebendig und
verschluckt die Performer in seinem Innern.
Magdalena Nadolska
COMEand · Go: Tojo-Theater, Bern.
Fr, 30.9., und Sa, 1.10., 20.30 Uhr. www.tojo.ch
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kulturstattbern.derbund.ch 30.9.11
Keith Mina Caputo vs The Sedan Vault
Von Gisela Feuz am Freitag, den 30. September 2011, um 11:24 Uhr
Zwei Stromgitarrenkonzerte, wie sie unterschiedlicher nicht
hätten sein können, gab es gestern Abend in Bern
innerhalb eines kleinen Radius’ zu hören und zu sehen. Im ISC
stellte der Life
of Agony Sänger, pardon, die Life of Agony
Sängerin, Keith Mina Caputo
Songs aus ihrem Solowerk vor. Life of Agony sei für sie gestorben
und
sie sei ganz zufrieden damit, in kleinen Clubs vor wenig Publikum zu
spielen, hatte Keith Mina Caputo am Nachmittiag noch verlauten lassen,
liess es sich am Abend aber dann doch nicht nehmen, auch Life of Agony
Songs zum Besten zu geben.
Eins muss man Keith Mina Caputo lassen, sie hat definitiv
ein Gespür vor grosse Melodien
und weiss ihre Stimme facettenreich einzusetzen. Ein bisschen verloren
wirkte sie allerdings, die kleingewachsene Dame mit ihren
muskulösen
tätowierten Armen, den rosa BH-Spaghettiträgern, den zu
grossen Robert
Smith-Turnschuhen und dem Schmetterling auf der Gitarre. Und irgendwie
empfand man einerseits zwar Bewunderung, ob diesem öffentlich
ausgetragenen Kampf mit den eigenen Dämonen, längerfristig
waren der
Frau Feuz die Rockballaden dann aber doch zu eindimensional und
berechenbar.
Gleich über die Strasse im Rössli gings derweilen anders zur Sache. The
Sedan Vault
aus Belgien veranstalteten hier eine äusserst wilde und
interessante
Mischung aus harten Gitarrenriffs und Elektronika. Mal sperrig, mal
melodiös hauten die jungen Herren einem hier Lärmlawinen und
Disco-Stampf-Beats um die Ohren, wobei die Sound- und Songstrukturen
sich oft unerwartet entwickelten, trotzdem aber äusserst tanzbar
blieben. Tanzen tat auch der Sänger und Gitarrist von The Sedan
Vault.
Und wie. Eine ungemein interessante Mischung aus Spasti-Boxen und
Highspeed-Axel-Rose-Snake-Dance legte der Herr da aus Parkett. Respekt!
Der junge Mike Jagger wäre wahrscheinlich vor Neid auf der Stelle
tot
umgefallen.
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BZ 30.9.11
Pressechefin verlässt die Polizei
Police Bern. Irène Messerli, die Chefin Kommunikation der
Kantonspolizei, hat ihre Stelle per sofort verlassen. Dieser Schritt
habe nichts mit dem jüngsten Vorfall in der Reitschule zu tun,
sagen alle Beteiligten.
Nach nur rund zwei Jahren verlässt Irène Messerli die
Medienstelle der Kantonspolizei Bern. Die Chefin Kommunikation
hört per sofort auf. Stabschef Martin Brönnimann
übernimmt ihre Funktion ad interim. Sowohl Irène Messerli
als auch Martin Brönnimann sagen, dass diese Kündigung auf
Messerlis Initiative zustande kam. "Ich will mich beruflich einer neuen
Herausforderung stellen", sagt Irène Messerli. Wo es sie
hinzieht, will die 37-Jährige aber nicht verraten. "Das ist noch
nicht spruchreif", sagt sie. Am vergangenen Freitag hatte die
Medienstelle in einer Mitteilung über einen Polizeieinsatz in der
Reitschule einen Vorfall dramatisiert (wir berichteten). Messerlis
Weggang habe "in keinster Weise" mit den Vorfällen in der
Reitschule zu tun, beteuert Martin Brönnimann auf entsprechende
Fragen dieser Zeitung. "Sie hat den Entscheid zum Austritt bereits vor
einiger Zeit freiwillig gefällt." Auch Irène Messerli sagt:
"Ich war in den letzten Wochen abwesend und habe mich nie aktuell mit
diesem Dossier befasst."
Tobias Habegger
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Bund 30.9.11
SVP wirft der Reitschule versuchte Manipulation vor
Nachdem die SP und das GB eine unabhängige Untersuchung der
Vorfälle in der Reitschule vom Donnerstag letzter Woche gefordert
haben, reagierte gestern auch die städtische SVP-plus-Fraktion.
Man sei "bestürzt über die Manipulationsversuche", welche
"die Reitschulchaoten mit Hilfe von RGM an den Tag legen". Die SVP
bezieht sich auf das Video, das einen Teil der Auseinandersetzung in
der Reitschule zeigt, zu der es nach einer Verhaftung gekommen war. Die
"Reitschulanarchisten" hinderten die Polizei "ständig an der
Ausübung ihrer Pflichten" und übe "Angriffe auf Leib und
Leben der Polizisten" aus. Nun erhielten sie auch noch
Rückendeckung von den Linken. Die Fraktion stehe hinter dem
Polizeieinsatz und glaube nicht, dass die Polizisten unprofessionell
gehandelt hätten. Deshalb werde sie im Stadtrat "keinen
Leistungsvertrag mit Chaoten unter dem Deckmantel einer
Kulturinstitution unterstützen". (pd)
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svp-der-stadt-bern.ch 29.9.11
Reitschulanarchisten
Medienmitteilung der SVPplus Fraktion
29.09.2011
Reitschulanarchisten brechen
laufend das geltende Recht und fühlen sich noch als Opfer, die von
der
Stadtregierung (RGM) mit Tausenden von Franken unterhalten werden
wollen!
Sehr geehrte Damen und Herren
Die SVPplus Fraktion der Stadt Bern ist bestürzt über die
Manipulationsversuche (Video) welche die Reitschulchaoten mit Hilfe von
RGM an den Tag legen. Nicht nur, dass sie die Polizei ständig an
der
Ausübung ihrer Pflichten hindert und Angriffe auf Leib und Leben
der
Polizisten ausübt nein sie stellen sich noch als Opfer dar. Nun
erhalten sie, wie kann es anders sein, noch Rückendeckung von den
Linken GB/JA mit Aktivisten / Chaoten und der SP. Diese fordert eine
unabhängige Untersuchung! Unabhängig? Am liebsten von Frau
Mader (SP)
oder vom Regierungsstatthalter Herr Lerch (SP) oder von sonst einer
Unabhängigen (SP) Person! Wo bleibt da die Unbefangenheit? Es wird
Zeit, dass dem Anarchistentum in der Stadt Bern Einhalt geboten wird.
Die SVPplus Fraktion steht hinter dem Polizeieinsatz vom 22.09.2011,
der zur Festnahme eines Drogendealer führte. Wir glauben nicht,
dass
die Polizisten bei ihrem Einsatz unprofessionell gehandelt haben.
Deshalb werden wir im Stadtrat keinen Leistungsvertrag mit Chaoten
unter dem Deckmantel einer Kulturinstitution unterstützen. Kein
Leistungsvertrag mehr für Anarchisten, die das geltende Recht
missachten und Leben gefährden!
Für Fragen steht ihnen der Fraktionspräsident Roland
Jakob, Stadtrat unter 079 244 40 20 zur Verfügung
Roland Jakob
Stadtrat & Fraktionspräsident
SVPplus Fraktion
079 244 40 20
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WoZ 29.9.11
Berner Polizeischule
Aus vierzig Angreifern wird einer
Polizisten seien in der Berner Reitschule massiv angegriffen und
ihrer Freiheit beraubt worden, behauptete die Kantonspolizei letzte
Woche. Inzwischen zweifelt selbst die "Berner Zeitung" an der
Glaubwürdigkeit der Kapo-Medienstelle. Die Polizei wehrt sich.
Von Dinu Gautier
Dies ist die Geschichte von der Medienstelle der Kantonspolizei
Bern, die den Medien eine Räubergeschichte präsentierte. Und
die Geschichte von Lokal- und Onlinemedien, die sie weiterverbreiteten
- wie sie es meistens tun. Was dieses Mal anders ist: Es gibt ein
Video, das die Geschichte weitgehend widerlegt. Es beschert der Polizei
unangenehme Fragen und den Redaktionen die Lektion, nicht alles zu
glauben, was die Behörden sagen.
Beginnen wir mit der Polizeimeldung vom Freitag:
"Stadt Bern: Polizisten in Reitschule angegriffen und
festgehalten.
Bei einer Personenkontrolle sind am Donnerstagabend
Kantonspolizisten in der Berner Reitschule massiv angegriffen worden.
Erst dank dem Einsatz weiterer Kräfte gelang es ihnen, das
Gebäude fluchtartig zu verlassen. Zwei Personen wurden
festgenommen.
Die beiden Zivilfahnder der Kantonspolizei waren am Donnerstag,
22. September 2011, kurz nach 18.00 Uhr auf der Schützenmatte auf
eine verdächtige Person aufmerksam geworden. Der Mann ergriff
daraufhin gezielt die Flucht in Richtung Reitschule, wo er schliesslich
angehalten werden konnte. Dabei leistete er zunächst keine
Gegenwehr. Die Polizisten wurden in Folge aber durch anwesende
Drittpersonen bedrängt und auch am Verlassen der Örtlichkeit
gehindert.
Die Situation eskalierte schliesslich im Innenhof der Reitschule,
und die Polizisten wurden von einer grösseren Gruppe tätlich
angegangen. Sie forderten daraufhin Verstärkung an, welche durch
einen Nebeneingang in die Reitschule gelangen musste, da das grosse Tor
verschlossen worden war. Es gelang, eine Person anzuhalten, welche mit
den Fäusten auf die Polizisten eingeschlagen hatte. Schliesslich
wurden letztere von 30 bis 40 Personen massiv bedrängt, es kam zu
einem Handgemenge und es wurde aus der Menge heraus auf die Polizisten
eingetreten. Erst durch den Einsatz von Reizstoffspray gelang es, die
Personen auseinander zu treiben. Die Polizisten mussten schliesslich
unter dem Schutz weiterer eingetroffener Kräfte die Reitschule
fluchtartig verlassen. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt. Zwei
Personen wurden in Haft genommen. Der 29-jährige Mann aus Nigeria
wird wegen illegalem Aufenthalt verzeigt, ein 25-jähriger
Schweizer wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte, versuchter
Körperverletzung, Hinderung einer Amtshandlung sowie
Freiheitsberaubung. Zudem wird gegen unbekannt wegen Freiheitsberaubung
ermittelt."
Die Mitteilung wurde sofort von allen grossen
Online-Nachrichtenportalen kolportiert. "Blick Online" titelte: "Nach
Angriff in der Reitschule: Zwei Polizisten gekidnappt". www.20min.ch:
"Zwei Polizisten in der Reitschule verprügelt".
So weit nichts Neues. PolitikerInnen bis in die grünliberale
Mitte hinein würden sich nun gegenseitig rhetorisch als
Law-and-Order-SpezialistInnen zu übertreffen versuchen und den am
Erscheinungstag dieser WOZ angesetzten Parlamentsentscheid über
einen Leistungsvertrag der Stadt mit der Reitschule für die
Abstrafung Letzterer nutzen. Noch am Samstag, nachdem die Reitschule
die Darstellung der Polizei per Communiqué bestritten und die
Veröffentlichung eines Videos des Vorfalls angekündigt hatte,
erschien ein Kommentar von "BZ"-Chefredaktor Michael Hug: Die
Reitschule verzocke ihren Kredit dummdreist. Der "Bund" hatte das Video
bereits gesehen und berichtete um einiges polizeikritischer.
"Schlag sie nicht"
An einer Pressekonferenz am Montag wurde das Video
vorgeführt. Eine Reitschule-Besucherin hatte es mit ihrem iPhone
gedreht. Es beginnt mit der Fesselung des 25-jährigen
Reitschule-Mitarbeiters S. und endet mit dem Abzug der Polizei,
insgesamt gut drei Minuten. Die WOZ hat es sich mehrmals angeschaut.
Zu sehen ist, wie rund ein halbes Dutzend Reitschule-Gäste
und -MitarbeiterInnen verbal gegen die Verhaftung von S. protestieren.
Sie stehen den drei Polizisten im Weg, halten sie an den Armen.
Verstärkung trifft ein - ebenfalls in Zivil. Von dreissig bis
vierzig Angreifern ist weit und breit nichts zu sehen. Der Abzug der
inzwischen acht Polizisten mit den beiden Verhafteten wirkt geordnet:
Sie verlassen die Türe durch das Haupttor, das sich immer von
innen öffnen lässt. Kein einziger tätlicher Angriff auf
die Polizei ist auszumachen - dafür vier Angriffe von
Zivilfahndern:
• Ein Polizist versucht, eine junge Frau, die ihn am Arm
hält, zu schlagen.
• Als der bereits gefesselte S. verbal protestiert ("Schlag sie
nicht"), würgt ihn derselbe Polizist.
• Ein Polizist reisst einen Mann am Pull over aus dem Pulk. Ein
anderer Fahnder (mit Schnauz) greift ihm gleichzeitig mit der
einen Hand in die Haare. Laut AugenzeugInnen sprayt er ihm mit der
anderen Hand Pfefferspray ins Gesicht.
Was auf dem Video zu erahnen, aber nicht eindeutig zu sehen ist:
• Auf dem Weg nach draussen greift der Polizist mit Schnauz eine
Person an und stösst sie an die Wand.
Nach der Vorführung des Videos konnte man gespannt auf die
Reaktion der Polizeimedienstelle sein. Würde sie sich von ihrem
eigenen Communiqué distanzieren? Weit gefehlt.
Die Medienstelle teilte mit: "Festzuhalten ist, dass das nun
veröffentlichte Video offensichtlich erst den Schluss des
Einsatzes zeigt, nachdem ein Grossteil der Übergriffe auf die
Polizei bereits stattgefunden hatte." Bemerkenswert ist, dass die
eingangs abgedruckte erste Mitteilung gerade den Eindruck erweckt, die
"dreissig bis vierzig Personen" hätten nach der Festnahme von S.
Polizisten getreten.
Der Behauptung, die Angriffe der Menge hätten vor der
Videoaufnahme stattgefunden, widerspricht auch die
"Sachverhalt"-Beschreibung der Staatsanwältin, die am Freitag
verfasst worden war und der WOZ vorliegt: Die Polizei habe versucht,
den festgenommenen Nigerianer wegzuführen, "währenddem sich
mehrere Personen vor die Polizei stellten und diese mit passiver
Körpergewalt hinderten, die Örtlichkeit zu verlassen".
Der Chef der Regionalpolizei, Manuel Willi, sprach in Fernseh-
und Zeitungsinterviews nun nicht mehr von dreissig bis vierzig
Angreifern, dafür neu auch von Spuckattacken, die man auf den
Videoaufnahmen halt nicht sehen könne.
Manuel Willi, der das Video einmal angeschaut hat, sagt auf
Nachfrage zur WOZ: "Wir haben die Ereignisse nicht dramatisiert." Auch
die Formulierung "massiv angegriffen" hält er nicht für
übertrieben: "Wenn der Mann, der verhaftet wurde, versucht, seine
Faust ins Gesicht eines Polizisten zu schlagen, dann halte ich dies
für einen massiven Angriff." Nach wie vor gebe es für ihn
keinen Grund, die Darstellung der Fahnder anzuzweifeln. "Im Video
bekommen Sie nur einen Teil der Geschehnisse zu sehen, was im Innern
des Restaurants Sous-le-Pont zuvor passiert ist, fehlt. Der Blickwinkel
ist eingeschränkt, und der Beinbereich ist nicht sichtbar." Wer
sich unkorrekt behandelt fühle, solle eine Anzeige einreichen.
"Dann können die Ereignisse von unabhängiger Seite beurteilt
werden." Für die Zukunft wünscht sich Willi, dass die
ReitschülerInnen, wenn es zu Verhaftungen komme, den Einsatz nicht
behinderten, sondern höchs tens filmten.
Nach 23 Stunden Haft wird S. am Freitag wieder freigelassen. Der
WOZ erzählt er, dass es auf der Wache ihm gegenüber zu keinen
tätlichen Übergriffen gekommen sei. Er habe aber die
Geräusche von "drei bis vier Ohrfeigen" nebenan gehört, wo
der Nigerianer durchsucht worden sei. Der Mann habe ihm später von
sich aus von den Ohrfeigen erzählt. Bei ihm wurden keine Drogen
gefunden. Es droht ihm eine Ausschaffung nach Italien.
Ein Faustduell angeboten
S. sagt, er sei im Polizeiauto und auf dem Pos ten mehrmals
beschimpft und beleidigt worden. "Ein Fahnder sagte: ‹Solche wie dich
sollte man umbringen, schade, sind wir nicht in den USA, dort
würdest du die Spritze bekommen.›" Später, kurz bevor er sich
auf dem Posten ganz habe ausziehen müssen, habe jener Beamte, der
auf dem Video durch den Würgegriff an seine Kehle auffällt,
ihm ein "eins zu eins" angeboten und damit ein Faustduell ohne
Eingreifen Dritter gemeint. Überhaupt habe er das Gefühl
gehabt, es eher mit einer Gang denn mit einer Polizeieinheit zu tun zu
haben, sagt S.
Polizeiregionalchef Manuel Willi: "Dass Verhaftete beleidigt,
geohrfeigt oder zu einem Duell aufgefordert wurden, kann ich mir nicht
vorstellen. Das wäre nicht tolerierbar."
S. hat beim Verlassen des Gefängnisses bereits einen
Strafbefehl erhalten. Die Staatsanwältin verurteilte ihn wegen
versuchter einfacher Körperverletzung, Gewalt und Drohung gegen
Beamte sowie wegen Beschimpfung zu einer Geldstrafe und
Verfahrenskosten, insgesamt 2000 Franken. Vom Tatbestand der
Freiheitsberaubung ist auf dem Strafbefehl übrigens nichts mehr zu
lesen. S. will Beschwerde gegen die Strafe einlegen und die Polizei
seinerseits anzeigen. Er sei nicht mit Fäusten auf die Polizei
losgegangen. Die Reitschule hat bereits eine Aufsichtsbeschwerde
eingereicht.
Mittlerweile hat sich auch der Wind in der
Medienberichterstattung gedreht. Die "BZ" titelte am Dienstag: "Polizei
dramatisiert Vorfall in der Reitschule".
Ein paar Fragen bleiben: Kann der Medienstelle der Kantonspolizei
künftig noch Glauben geschenkt werden? Und werden die Online- und
Lokalmedien künftig etwas vorsichtiger mit Polizeimeldungen
umgehen?
Michael Hug, "BZ"-Chefredaktor: "Ich war ziemlich irritiert, als
ich das Video gesehen habe." Aufgrund des Polizeicommuniqués
habe er eine ganz andere Vorstellung der Ereignisse gehabt.
"Künftig werden wir die Mitteilungen der Polizei kritischer
anschauen. Bisher hatten wir den Eindruck, sie seien zurückhaltend
formuliert - in diesem Fall war dem offensichtlich nicht so." Dennoch
halte er an seinem Kommentar vom Samstag fest, es sei nämlich
weiterhin "unhaltbar", dass die Polizei bei Einsätzen in der
Reitschule behindert werde.
Der politisch für die Kantonspolizei verantwortliche
Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP) weilt in den Ferien und
war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
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Bund 29.9.11
Reitschule: Auch SP fordert Untersuchung
Nebst dem GB ("Bund" von gestern) fordert nun auch die SP Stadt
Bern eine "Aufklärung der neuesten Ereignisse", die am Donnerstag
letzter Woche anlässlich der Verhaftung eines mutmasslichen
Dealers in der Reitschule zu wüsten Szenen geführt hatten.
Die Untersuchung soll von einer "unabhängigen Stelle"
durchgeführt werden, heisst es in einer Mitteilung. Falls sich
zeigen sollte, "dass vonseiten der Polizei tatsächlich Gewalt
ausgegangen ist", müssten "entsprechende Konsequenzen" gezogen
werden, schreibt die SP.
Laut SP-Co-Präsidentin Flavia Wasserfallen könnte eine
Untersuchung auch die Vorfälle nach der Räumung des
Anti-AKW-Dörfli oder nach der Verhaftung von GSoA-Aktivisten
beinhalten. In beiden Fällen wurde moniert, dass sich angehaltene
Personen bei der Polizei nackt ausziehen mussten. (bob)
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BZ 29.9.11
Das Land, die Stadt und die Milch
Trub. Machen Stadt und Land die Vielfalt und Stärke des Kantons
Bern aus? Oder wäre das Land ohne die Stadt nicht schlicht das
Paradies? Acht Ständeratskandidaten diskutierten - auch rund um
die Landwirtschaft.
Ländlicher Raum im Abseits? Eine abschliessende Antwort gab
es am Wahlanlass, der die Frage so in den Raum stellte, auch nach knapp
anderthalb Stunden Debatte nicht. Dabei hatten mit Adrian Amstutz
(SVP), Werner Luginbühl (BDP), Christian Wasserfallen (FDP), Hans
Stöckli (SP), Alec von Graffenried (Grüne), Norbert
Hochreutener (CVP), Marianne Streiff (EVP) und Andreas Brönnimann
(EDU) nicht weniger als acht Männer und Frauen, die am 23. Oktober
den Sprung in den Ständerat schaffen möchten, den langen Weg
nach Trub auf sich genommen. Die Fragen stellte Samuel
Krähenbühl, Redaktor der Agrarzeitung "Schweizer Bauer".
Die bürgerliche Seite packte gleich zu Beginn die
Gelegenheit beim Schopf und hieb auf entsprechende Fragen hin
kräftig auf die rot-grün dominierten Städte ein. Sie
ging hart mit der "Laisser-faire-Haltung" ins Gericht, wie es Amstutz
mit ei-nem Blick auf die jüngsten Zusammenstösse von Polizei
und Aktivisten in der Stadtberner Reithalle formulierte. Der
SVP-Politiker sah darin "ein grosses Problem".
Das Chaos in der Stadt
Auch ihm mache es Mühe, im Zug zu sitzen und als
Visitenkarte der Stadt die Reithalle zu Gesicht zu bekommen, doppelte
Wasserfallen nach. Der FDPler plädierte für "klare
Leitplanken", die auch im alternativen Kulturzentrum gelten
müssten, derweil Brönnimann die Zustände in der Stadt
schlicht "als Katastrophe" bezeichnete. "Das Chaos" dort werde immer
grösser - vor diesem Hintergrund liess der EDUler in einem
Gedankenspiel offen durchblicken, dass er gegen eine Teilung des
Kantons in zwei Halbkantone Bern-Land und Bern-Stadt nichts einzuwenden
hätte. "Dann hätten wir bei uns auf dem Land das Paradies."
Mit dieser Aussage erregte er bei von Graffenried Widerspruch. Die
Probleme in der Schweiz, so der Grüne, nähmen nur bei allzu
enger Betrachtung beängstigende Dimensionen an. Bei Lichte
betrachtet seien die Verhältnisse hierzulande dagegen immer noch
relativ komfortabel. "Ich muss jedenfalls keine Angst davor haben,
meine Kinder alleine in die Stadt zu schicken. Das ist andernorts auf
der Welt kaum so möglich." Auch andere auf den Podium, Linke wie
Bürgerliche, wollten die Stadt und das Land nicht gegeneinander
ausspielen. "Sie brauchen einander", erklärte zum Beispiel
Luginbühl. Die Stadt sei wichtig als Wirtschaftsmotor, das Land
als Erholungsraum, "genau diese Vielfalt macht die Stärke des
Kantons aus".
Themen wie die unsichere Zukunft der Spitäler in Burgdorf
und Langnau oder das drohende Ende der Fachhochschule in Burgdorf
streifte die Runde nur kurz. Umso länger verweilte sie wieder bei
den Fragen rund um die Landwirtschaft, die angesichts der sinkenden
Milchpreise gerade in letzter Zeit an Brisanz gewonnen haben. Die
Landwirtschaftspolitik sei ein sehr zentrales politisches
Instrumentarium, "weil dank ihr am meisten Geld in die ländlichen
Regionen fliesst", fuhr Luginbühl fort. Der BDPler wandte sich
pointiert gegen einen Agrarfreihandel mit der EU, weil dann die Schweiz
auch mit hochstehenden Qualitätsprodukten keine Chance mehr habe.
"Die Italiener und Franzosen machen ja genauso guten Käse wie wir."
Lebensmittel sind zu billig
Erneut herrschte auf dem Podium eine grosse Einigkeit,
Lebensmittel, so hiess es wieder von links bis rechts, seien allgemein
zu billig. Zum Agrarfreihandel warf Wasserfallen allerdings seinen
eigenen Gedanken ein. Wenn eine Firma wie Nestlé für
Millionen in Konolfingen eine neue Fabrik baue, sei sie darauf
angewiesen, ihre Produkte möglichst ohne Hemmnisse auch im Ausland
absetzen zu können. Davon profitierten nicht nur die Angestellten,
sondern auch die Bauern, deren Milch sie nun in viel grösseren
Mengen verarbeiten könne.
Stephan Künzi
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Bund 29.9.11
The Sedan Vault
Verführung und Furor
Wenn es um die Neuerfindung der Rockmusik ging, standen belgische
Bands stets in der ersten Reihe. Die neueste heisst The Sedan Vault.
Ihre neue CD ist eine musikalische Suchtsubstanz.
Ane Hebeisen
Dass nicht jene Form der Verführung am aussichtsreichsten
ist, die besonders schnell zu durchschauen ist, dürften die
meisten Mitmenschen irgendwann begriffen haben. Es gilt, zuweilen etwas
schleierhaft zu sein, und es gilt zu verhindern, dass sich das Objekt
der Begierde allzu sehr in Sicherheit wähnt.
In der Musikwelt hat sich solch taktische Klugheit weit weniger
durchgesetzt als im richtigen Leben. Die Meinung herrscht vor, je
einfacher man es dem Musikkonsumenten macht, desto grösser ist das
allgemeine Begehren. Eine Band, die eine weit raffiniertere Form der
Anlockung betreibt, ist die Gruppe The Sedan Vault aus Belgien. Wer
hier auf klar geordnete Strophen-Refrain-Muster wartet, wird bitter
enttäuscht. Wer darauf besteht, Musik exakt definierten Genres
zuzuordnen, wird seine liebe Mühe haben. Der ganze Rest wird diese
Band lieben.
Üppiger Massnahmenkatalog
In einem einzigen Stück von The Sedan Vault passiert mehr
als in der ganzen Discografie einer herkömmlichen Rockband,
niemand weiss, was ihn nach dem nächsten Takt erwartet, und doch
ist diese Musik nie beschwerlich. Das Vertrackte steht stets im Dienste
einer übergeordneten Schönheit und Spannung. Das beginnt
bereits im Opener "Unidentified Flying Objects" ihres neuen Albums
"Vanguard": Ein flüchtig editierter Bass aus dem Sequenzer
duelliert sich mit einem ungewohnt akzentuierenden Schlagzeug, bald
meldet sich ein Sänger zum Dienst, der eine Melodie vorträgt,
die zu komplex ist, als dass sie als naheliegend bezeichnet werden
könnte, sie wird gedoppelt von einer psychedelischen Stromgitarre,
die kurz darauf in epische Art-Rock-Muster ausbricht. Irgendwann wird
der Rhythmus auf die halbe Geschwindigkeit runtergedrosselt, nur um
kurz darauf, verstärkt durch einen Perkussionisten, wieder
loszubrettern. Das in diesem ganzen musikalischen Massnahmenkatalog
auch noch Schönheit, Tanzbarkeit, Inbrunst und akzentuierter Furor
Platz finden, ist ein weiteres Kunststück, das hier vollbracht
wird. "Wir kombinieren Einflüsse von Old-School-Künstlern wie
Philip Glass oder The Residents mit neuer Musik wie jener von The Mars
Volta, Battles oder Klaxons", erklärt die Band auf ihrer Homepage.
Atemberaubend
Entstanden ist eine musikalische Suchtsubstanz, ein Konzeptalbum,
das von cineastischen Interventionen, einem interaktiven Krimi und
einem ausgeklügelten visuellen Konzept begleitet wird. Und die
Band soll auch live gebührend den Atem berauben. Am
holländischen Eurosonic-Festival, einer volksfestartigen
Newcomerschau der europäischen Rockszene, wurden die Belgier 2009
als die ganz grosse Entdeckung gehandelt.
Reitschule Rössli Donnerstag, 29. September, 21 Uhr.
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Bund 29.9.11
Gustav & Band
Hochspannender Charme-Pop
Nicht vom Freiburger Kampfchor-Spezialisten Gustav ist hier die
Rede, sondern von der Laptop-Künstlerin, Sängerin,
Feministin, Film- und Theatermusikerin Gustav aus Wien. Mit Computer
und Einweg-Instrumenten zimmert diese erstaunliche Frau Lieder voller
Schmäh, voller wunderbarst verzwirbelter Poesie und voller Anmut.
Electronica-Chansons unter Hochspannung, Charme-Pop mit fatalistischen
Trieben. Schön! (ane)
Reitschule Frauenraum Fr, 30. 9., 21 Uhr.
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kulturstattbern.derbund.ch 29.9.11
Flüchtiger Dreier
Von Ruth Kofmel am Donnerstag, den 29. September 2011, um 11:01
Uhr
Viele Ideen, wie Bewegung, Sprache und Musik
aufeinandertreffen können, wurden gestern im Stück COMEandGo in Szene gesetzt. Tanz,
Theater und Live-Elektronik wurden von den drei
Darstellern in einzelnen Sequenzen auf der Tojo-Bühne in
Zusammenhang gebracht.
Ein Mikrophon trifft hörbar einen tanzenden Körper,
der Tanz wird ähnlich einer Sportreportage kommentiert, die
geloopten
Stimmen werden zum Beat, der den Körper der Tänzerin
antreibt, bis sie
vor Erschöpfung zu schweben beginnt.
Die Ideen wurden angespielt, kurz in eine Richtung verdichtet und
baldfür den nächstenEinfallaufgegeben - ein
Kommenund Gehen eben.
DerAbend trugdem Flüchtigen, Skizzierten,
Improvisierten Rechnung
undzeigte eine Vielzahl möglicher Herangehensweisen, wie
Tanz, Musik
und Theater als gleichberechtigte Akteure in Beziehung treten
können.
Insbesondere die Live-Elektronik bestach durch Ideenvielfalt,
die nie aufdringlich wurde, im Nachhinein aber zum Schmunzeln anregte:
Auch ein Staubsauger ist der Live-Elektronik zuzurechnen und seine
Klänge fügten sich genau so stimmig in die akustische
Erinnerung, wie
das Geräusch des Mikrofonkopfes, der über das Gitter einer
Fechtmaske
gezogen wird.
_____
Das Stück läuft noch diesen Freitag und Samstag im
Tojo-Theater.
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BZ 28.9.11
Reise in den Klang der Dinge
Tanztheater "Come and go" ist ein sinnlich-körperliches
Bühnenstück und eine Reise in den Klang der Dinge. Es spielt
mit Tönen, Rollen und Kostümen und wirft diese lustvoll auf
und über den Haufen: Spassvogel trifft auf Melancholiker,
Manipulation auf Unterwerfung, unbeschreiblich Weibliches auf
vielleicht weiches Männliches. Identität heisst Gleichheit
und diese bekommt erst durch Ungleichheit ihren Sinn. pd
Heute, Freitag und Samstag, je 20.30 Uhr, Tojo Theater,
Reitschule Bern, www.tojo.ch.
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kulturagenda.be 29.9.11
The Sexinvaders fallen in den Dachstock ein
Das Zweierteam David und Sonne aus Berlin mag es energiegeladen. Mit
ihrem Mix aus Elektro und House nehmen die beiden DJs von The
Sexinvaders europaweit die Clubs ein. Bei ihrem Eroberungszug im
Dachstock bekommen sie Unterstützung von Ursula 1000, dem
Multiinstrumentalisten Alex Gimeno aus New York und MT Dancefloor, der
einen Hälfte von Saalschutz.
Dachstock der Reitschule, Bern. Fr., 30.9., 23 Uhr
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Bund 28.9.11
Nachwehen des SVP-Festes Wie aus einer Performance im Büro
von Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) ein Gespräch wurde.
50 Tulpenzwiebeln für Reto Nause
Bernhard Ott
Gemeinderat Reto Nause (CVP) hat gestern Nachmittag ungewohnten
Besuch erhalten. Vier junge Herren und eine Frau der Theatertruppe Mea
Tulpa wollten dem Sicherheitsdirektor ihre Performance "Sado
Volkspartei" zeigen, die sie eigentlich am 10. September auf dem
Bundesplatz anlässlich des SVP-Wahlfestes hätten
aufführen wollen. Die künstlerische Intervention wurde damals
jedoch im Keim erstickt. Die Gruppe wurde von der Polizei verhaftet.
Sie verlangte daraufhin eine öffentliche Entschuldigung von Nause
"für alle, die an diesem Tag zu Unrecht verhaftet wurden." Die
gestrige Aktion in Nauses Büro endete zwar nicht mit einer
Entschuldigung, aber mit einem Gedicht.
Einer der Herren war mit Frauenstrumpfhosen bekleidet. Die
anderen Herren und die Frau, alle in adretten Anzügen, hatten ihn
an eine Hundeleine gelegt. "Wir beziehen uns auf eine Szene in einem
Film des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini", sagte der Mann
an der Hundeleine. Seine schicken Kollegen würden als Vertreter
der SVP die "Übermenschen" verkörpern. Er selber stehe
für all diejenigen, die durch die Politik der SVP ausgegrenzt
würden. Auf den nackten Bauch des Mannes waren mit Filzstift die
Worte "Arbeitslos", "Ausländer" und "Flüchtlinge"
hingekritzelt. Da am 10. September alle fünf Schauspieler
verhaftet worden waren, überreichte der Mann an der Hundeleine dem
Polizeidirektor fünf Tulpen. Zudem erhielt Nause eine Schale mit
50 Tulpenzwiebeln - als Symbol für die 50 weiteren Personen, die
an diesem Tag verhaftet worden waren. "Die Zwiebeln brauchen viel
Freiheit. Man könnte sie im Vorgarten der Polizeiwache
Waisenhausplatz oder in Ihrem Garten pflanzen", sagte der Mann an der
Leine. Und bekräftigte den Wunsch nach einer Entschuldigung. "Es
geht nicht nur um uns, sondern auch um die Jungwacht-Vertreter und
andere Unschuldige, die an diesem Tag verhaftet worden sind."
Nause zeigte sich gesprächsbereit, wollte die Rolle des
Stadtberner Polizeidirektors aber nicht verlassen. Auch der Versuch der
Gruppe, ihn bei den "christlichen Grundwerten" zu packen, die seiner
Partei, der CVP, und der Gruppe Mea Tulpa gemeinsam seien, blieb
ergebnislos. "Ich kann Ihnen zusichern, dass ich die Tulpen in meinem
Garten pflanzen werde", sagte Nause. Aber entschuldigen könne und
wolle er sich nicht. Am 10. September sei es darum gegangen, einer
Partei die Versammlungsfreiheit zu gewährleisten. Und diese
Aufgabe habe die Polizei erfüllt. Im Vorfeld des SVP-Festes
hätten einschlägige Kreise mit Gewalt gedroht. Am Fest selber
seien verschiedene Leute verhaftet worden, die Messer oder
Brandbeschleuniger auf sich getragen hätten. "Es ist sicher so,
dass nicht alle der 50 Angehaltenen gewaltbereit waren", sagte Nause.
Aber wo Menschen arbeiteten, geschähen auch Fehler. Im
Übrigen könne er zum Fall der Gruppe nicht Stellung nehmen,
da er nicht über Akteneinsicht verfüge.
"Sie reden wieder als Polizeidirektor und machen diesen Job
hervorragend", sagte der Mann an der Leine. Aber von einem
CVP-Politiker hätte er mehr erwartet. Jeder unschuldig Verhaftete
sei einer zu viel. Der Mann an der Leine appellierte an den
Polizeidirektor, Begriffe wie "Chaoten" in Zukunft zu unterlassen, weil
dies die Feinbilder bei der Polizei bestärke. Das "Brodeln" in
Bern und anderen Schweizer Städten erinnere an die Jugendunruhen
der Achtzigerjahre. In diese Zeit der Repression dürfe man aber
nicht zurückfallen. Immerhin sei es bemerkenswert, dass sie ohne
Kontrolle in dieses Büro gelangt seien. "Wir hätten ja
Brandbeschleuniger mitbringen können." Anstatt den
Brandbeschleuniger zu zünden, überreichten die jungen
Menschen Nause ein Gedicht. Der Polizeidirektor las die Lyrik im Lift -
auf dem Weg zum nächsten Termin.
37 Wegweisungen am SVP-Fest
Am SVP-Fest vom 10. September hat die Polizei gegen 37 Personen
Fernhalteverfügungen ausgesprochen. Dies sagt Polizeisprecher
Michael Fichter auf Anfrage. Bisher hat bloss eine dieser Personen
gegen eine solche Verfügung Einsprache erhoben. Die Frist zur
Einreichung von Beschwerden dauert aber 30 Tage. "Es wird sicher noch
Beschwerden geben", sagt Roger Kull vom Rechtsdienst der kantonalen
Polizeidirektion. Einigen der Betroffenen dürfte aber der
Streitwert wohl zu gering sein, da die Fernhalteverfügungen am 10.
September in der Regel für 24 Stunden ausgesprochen wurden, sagt
Kull. (bob)
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Jungwacht hat bei Reto Nause vorgesprochen
Gemeinderat Reto Nause (CVP) hat gestern mit Vertretern der
Jungwacht Blauring gesprochen. Die Jungwacht-Kantonsleitung hatte in
einem offenen Brief an den Gemeinderat gegen die "willkürliche
Verhaftung" dreier Jungwächtler am Rande des SVP-Festes vom 10.
September protestiert ("Bund" vom 14. September). Das Gespräch sei
in einem "offenen, konstruktiven Ton" verlaufen, sagte Nause. Über
Verlauf und Ergebnis der Aussprache wollte sich der Sicherheitsdirektor
jedoch nicht äussern. (bob)
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Bund 28.9.11
Reitschule: GB will Untersuchung
Die wüsten Szenen in der Berner Reitschule am vergangenen
Donnerstag ziehen weitere Kreise: Die Fraktion GB/JA prüft zurzeit
einen Vorstoss, in dem sie den Gemeinderat zu einer Untersuchung der
Vorfälle auffordern will. "Es muss etwas geschehen", sagt
Fraktionschef Hasim Sancar. Eine Untersuchung der stadträtlichen
Aufsichtskommission wiederum sei nicht angezeigt, da die
parlamentarische Aufsicht über die Kantonspolizei nicht mehr Sache
des Berner Stadtrates sei, sagt Sancar. (bob
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BZ 28.9.11
SP fordert Untersuchung
Die SP Stadt Bern fordert eine sorgfältige unabhängige
Untersuchung der Vorfälle von letztem Donnerstag in der
Reitschule, wie sie in einer Mitteilung schreibt. Der Einsatz werde von
der Polizei und der Reitschule völlig widersprüchlich
dargestellt. Die Aussagen der Reitschüler würden dabei mit
Videomaterial unterstützt. Dies werfe Fragen in Bezug auf den
Einsatz und die polizeiliche Darstellung auf. Bereits zum dritten Mal
innert kurzer Zeit sorge ein Einsatz der Polizei für Kontroversen.
Es müsse gerade im Interesse der Polizei und ihrer Ausübung
des staatlichen Gewaltmonopols liegen, dass die Vorfälle
lückenlos aufgeklärt würden.pd
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20 Minuten 28.9.11
SP will Aufklärung
BERN. Die SP fordert eine Untersuchung des Polizeieinsatzes in
der Reitschule von letztem Donnerstag. Unklar ist, ob die Gewalt von
Demonstranten oder von der Kantonspolizei ausging (20 Minuten
berichtete).
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Bund 27.9.11
Die Polizei rechtfertigt den harten Einsatz in der Reitschule
Die Berner Kantonspolizei gerät wegen ihrem Einsatz in der
Reitschule vom letzten Donnerstag zunehmend unter Druck. Das Video, das
ein Gast von der Szene gedreht hat, zeigt Polizisten, die
Reitschüler schlagen - und nicht umgekehrt, wie die Polizei nach
dem Vorfall mitteilte. Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern,
rechtfertigt im Interview den Einsatz. Das Video zeige nicht die ganze
Szene. Der Angriff auf die Polizei habe sich vor der Situation
abgespielt, die im Film zu sehen sei. Die Reitschüler mutmassen
derweil, die Polizei habe zuvor mit Absicht einen vermeintlichen Dealer
in die Reitschule getrieben, um die Konfrontation zu provozieren.
Ausserdem habe ein Polizist einem Reitschüler auf dem
Polizeiposten einen Zweikampf angeboten. (amo) - Seite 21
-
"Kein Polizist bleibt länger in der Reitschule als
notwendig"
Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, rechtfertigt den
Einsatz vom letzten Donnerstag.
Interview: Adrian M. Moser
Im Communiqué der Polizei zu den Vorfällen vom
vergangenen Donnerstag ist die Rede davon, dass 30 bis 40 Personen die
Polizei massiv bedrängt haben sollen und dass aus der Menge heraus
auf die Polizisten eingetreten worden sei. Das Video, das ein Gast
gedreht hat, zeigt weder das eine noch das andere. Im Gegenteil: Es
sind die Polizisten, die Gewalt anwenden, für die es keinen
ersichtlichen Grund gibt. Wie kann es sein, dass die Polizei
Unwahrheiten verbreitet?
Unser Communiqué enthält keine Unwahrheiten. Das
Video zeigt nur den zweiten Teil der Situation. Der Angriff auf die
Polizei ist nicht zu sehen. Was es aber zeigt, ist, dass die Fahnder
aktiv an der Arbeit gehindert wurden.
Die Polizei musste die Reitschule auch nicht fluchtartig
verlassen, wie sie geschrieben hat. Die Polizisten waren nie
eingesperrt.
Doch, das war ganz klar der Fall. Die angeforderte
Unterstützung kam nicht mehr durch das Tor hinein. Das Tor war von
aussen nach innen verschlossen, umgekehrt nicht. Kein Polizist bleibt
länger in der Reitschule als notwendig. Unsere Leute wurden aktiv
am Verlassen der Reitschule gehindert. Ausserdem sind Aussagen gefallen
wie: "Jetzt haben wir euch, lebendig kommt ihr hier nicht mehr
raus."
Sie bleiben also dabei: Das Communiqué vom Freitag
entspricht den Tatsachen.
So haben es meine Leute geschildert. Ich habe keinen Hinweis
darauf, dass daran etwas nicht stimmen sollte.
War der Einsatz am Donnerstagabend verhältnismässig?
Bisher sehe ich keinen Grund, zu einem anderen Schluss zu kommen.
Wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt, empfehle ich dieser
Person, Anzeige zu erstatten.
Auf dem Video der Reitschule ist zu sehen, wie ein Polizist einer
Frau ins Gesicht langt und wie ein anderer einen scheinbar
Unbeteiligten grob gegen die Wand stösst. Ausserdem ist zu sehen,
wie ein Polizist den Mann würgt, der verhaftet werden sollte und
bereits gefesselt ist. Was rechtfertigt dieses Vorgehen?
Das Video zeigt nur eine Perspektive. Die Füsse des
Gefesselten sind verdeckt. Wenn er die Polizisten tritt, ist das nicht
zu sehen. Für die Beamten ist das eine sehr unangenehme Situation.
Die Szene, in der sie bedrängt und angegriffen werden, zeigt das
Video wie gesagt nicht.
Warum konnte die Polizei den verdächtigen Mann nicht
draussen verhaften?
Die beiden Polizisten haben das versucht. Der Verdächtige
hat sich der Kontrolle entzogen und ist geflüchtet. Die
Reitschüler werfen der Polizei vor, den Mann mit Absicht in die
Reit- schule getrieben zu haben, um die Auseinandersetzung zu
provozieren.Das war sicher nicht der Fall. Der Mann hätte viele
Richtungen offen gehabt, er hätte nicht in die Reitschule
flüchten müssen. Aber sie ist halt ein geeignetes
Rückzugsgebiet, weil man weiss, dass es für die Polizei
schwierig ist, dort zu intervenieren.
Die Verstärkung sei verdächtig schnell da gewesen,
insbesondere die zehn Uniformierten, monieren die Reitschüler.
Hatte sich die Polizei also auf mehr als eine einfache Verhaftung
eingestellt?
Nein. Die Uniformierten standen bereit für einen Einsatz auf
dem Bundesplatz. Zwei der Beamten in Zivil kamen von einer anderen
Patrouille, die anderen aus dem Büro an der Hodlerstrasse.
Die Reitschüler beklagen sich über vermehrte
Provokationen und Ausfälligkeiten durch die Polizei.
Die Frage ist: Was ist eine Provokation? Für die
Reitschüler ist es schon eine Provokation, wenn sich ein Polizist
in der Nähe der Reitschule zeigt.
Einer der Polizisten habe dem Verhafteten auf dem Posten einen
Zweikampf angeboten. "Du Weichei, wenn du alleine bist, traust du
dich nicht mehr!", soll er gesagt haben.
Das kann ich mir nicht vorstellen.
Und wenn es doch so wäre?
Dann wäre es nicht tolerierbar.
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Nach den Vorfällen vom Donnerstag
Reitschüler sehen sich einmal mehr provoziert
Die Polizei habe von Anfang an in die Reitschule eindringen
wollen, mutmassen die Reitschüler.
"Ich hoffe, dass die Menschen nun verstehen, was wir mit
unverhältnismässigem Polizeieinsatz meinen." Agnes
Hofmann, Sprecherin der Reitschule, machte an der gestrigen
Medienkonferenz keinen Hehl daraus, dass sich die Reitschüler
darüber freuen, dass ein Gast den umstrittenen Polizeieinsatz vom
vergangenen Donnerstag gefilmt hat ("Bund" vom Samstag). In
der Tat lässt das Video die Polizei schlecht aussehen - zum einen,
weil es zeigt, wie sich einige der Polizisten ohne ersichtlichen Grund
zu Handgreiflichkeiten hinreissen lassen, und zum anderen, weil es den
Eindruck erweckt, die Medienmitteilung der Polizei vom vergangenen
Freitag enthalte Unwahrheiten. So sind auf dem Video keine "30
bis 40 Personen" zu sehen, wie die Polizei geschrieben hat. Und
auch, dass "aus der Menge hinaus" auf die Beamten
eingetreten worden sei, belegt der Film nicht. Die Reitschüler
wollen das Video nicht veröffentlichen.
Zweikampf auf dem Posten?
Zur Konfrontation kam es, als die Polizei am Donnerstagabend in
der Reitschule einen vermeintlichen Drogendealer verhaften wollte. Die
eigentliche Auseinandersetzung drehte sich aber um einen
Reitschüler, der danach die beiden Polizisten angegriffen haben
soll. Beide wurden schliesslich verhaftet. Die Reitschüler wollen
im Einsatz der Polizei eine gezielte Provokation erkennen. Nach
kürzester Zeit seien weitere Zivilfahnder und auch Uniformierte
vor Ort gewesen, sagte Hofmann. "Wenn es acht Beamte nicht
schaffen, eine Einzelperson festzuhalten, ohne dass sie in ein
angrenzendes Gebäude flüchtet, stellt sich die Frage, ob sie
nicht von Anfang an die Absicht verfolgten, in die Reitschule
einzudringen." Auf dem Posten habe ein Polizist den verhafteten
Reitschüler weiter provoziert, sagte sie. Er soll ihm gar einen
Zweikampf angeboten haben.
Die Polizei widerspricht der Darstellung der Reitschüler.
Das Video lasse keine objektive Beurteilung der Ereignisse zu, schrieb
sie gestern in einer zweiten Stellungnahme. Es zeige den "Grossteil der
Übergriffe" auf die Polizei nicht.
Ausserdem sei es "bedenklich, dass sich die Reitschule erneut
nicht von Gewalt gegen Polizisten" distanziere. Bereits am Samstag
verurteilte die CVP den Vorfall und kündigte an, im Parlament
Konsequenzen für die Reitschule zu fordern. Die GFL schrieb am
Sonntag, für eine Beurteilung des Vorfalls sei es noch zu
früh. Und die Jungen Grünen forderten gestern, nachdem die
Online-Medien bereits über die Medienkonferenz berichtet hatten:
"Die Lügen der Berner Polizei müssen
aufhören!" (amo)
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BZ 27.9.11
Zweifel an der Version der Polizei
Stadt Bern. Ein Amateurvideo über den Vorfall in der
Reitschule lässt Bedenken aufkommen an der Darstellung der
Kantonspolizei.
Die Reitschule-Betreiber haben eine Polizeimitteilung gekontert.
Im Restaurant Sous le Pont führten sie gestern Morgen den
Medienschaffenden eine Videosequenz über den Polizeieinsatz vom
letzten Donnerstag vor. Die 3 Minuten und 19 Sekunden dauernden
Amateuraufnahmen lassen Zweifel aufkommen am Bild, das die
Kantonspolizei am Freitag in einer Medienmitteilung vermittelt hat.
Drei Augenzeugen, die am Donnerstag in der Reitschule zugegen waren,
unterstützen die Kritik am Polizeieinsatz. Nicht die
Reitschüler, sondern die Polizei habe gewalttätig gehandelt,
beteuern sie.
Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, dementiert diese
Darstellung. "Das Video der Reitschüler zeigt nur einen
kleinen Teil der Szenen", sagt er . Der Angriff auf die
Polizisten habe deutlich vor den Aufnahmen stattgefunden. "Ich
sehe keinen Anlass, an der Darstellung unserer Fahnder zu
zweifeln." Einer der Fahnder, der beim Einsatz in der Reithalle
dabei war, sagt: "Es war für uns eine sehr brenzlige
Situation." tob Seite 3
-
Polizei dramatisiert Vorfall in derReitschule
Stadt Bern. Beim Polizeieinsatz am letzten Donnerstag sei
körperliche Aggression nur von der Polizei ausgegangen, heisst es
aus der Reitschule. Ein Video zeigt Widersprüche der Polizei.
Die Mitteilung der Polizei schlug am Freitag ein wie eine Bombe. Am
Donnerstag seien Beamte der Kantonspolizei bei einem Einsatz in der
Reitschule massiv angegriffenworden und schliesslich unter dem Schutz
zusätzlicher Polizeikräfte aus der Reitschule geflüchtet
(wir berichteten). An ihrer Medienkonferenz zeigten gestern
Reitschülerinnen und Reitschüler Filmaufnahmen des
umstrittenen Polizeieinsatzes. Die Bilder widersprechen den
Darstellungen der Polizei in zentralen Punkten (siehe Box). Sie zeigen,
wie es nach der Verhaftung eines vermeintlichen Drogendealers und eines
Reitschülers im Hof derReitschule zu Scharmützeln kam. Das 3
Minuten und 19 Sekunden lange Video eines Reitschul-Gastes legt den
Schluss nahe, dass die Darstellung der Polizei übertrieben war.
"Unverhältnismässig"
"Körperliche Aggressionen gingen nur von Polizisten
aus", sagte Reitschülerin Anna Bürgi. Das Video zeigt,
wie eine mit Handschellen gefesselte und von mehreren Polizisten
festgehaltene Person gewürgt wird - laut Reitschule eine
"unverhältnismässige und nicht zu rechtfertigende
Gewaltanwendung". Weiter ist zu sehen, wie ein Polizist ohne
ersichtlichen Grund eine Frau schlägt. In einer anderen Szene
packt ein Polizist einen Mann an den Haaren und zieht ihn nach hinten.
Obwohl sich der Mann nicht wehrt, setzt ein Polizist Reizgas ein. Auch
drei Augenzeugen (siehe unten rechts) zeichneten das Bild eines
unverhältnismässigen Polizeieinsatzes.
Laut Darstellung der Reitschüler habe sich die Polizei dem
verhafteten Reitschüler gegenüber auf dem Polizeiposten
unkorrekt verhalten, ihm den Anwalt der ersten Stunde verweigert und
ihn unnötig lange festgehalten.
Untersuchung gefordert
Die Aktion passe zum "zunehmend gewalttätigen und
unverhältnismässigen Vorgehen", das die Kantonspolizei "in
der vergangenen Zeit" in und um die Reitschule an den
Tag lege. Dies schreibt die Interessengemeinschaft Kultur in der
Reitschule (Ikur) in ihrer Aufsichtsbeschwerde, die sie gestern bei der
Kantonspolizei einreichte. Auf elf Seiten kritisiert die Ikur die
Polizei und fordert eine Untersuchung des Einsatzes. Das Ergebnis solle
in einem schriftlichen Bericht veröffentlicht werden. Zudem seien
Massnahmen zu treffen, damit künftig ähnlichen
Vorgehensweisen vorgebeugt werden kann.
Unterstützung erhält die Reitschule von der Grünen
Partei und den jungen Grünen, die beide politische Vorstösse
ankündigten. Das Grüne Bündnis mahnt grössere
Sorgfalt im Umgang mit dem Gewaltmonopol an. In den Mitteilungen
kritisieren die Parteien auch Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP). Mit
seinen Äusserungen trage er zur Eskalation bei, heisst es.
Christoph Hämmann
Video des Polizeizugriffs:
http://reitschule.bernerzeitung.ch
-
Die Widersprüche
Die Polizisten seien von "dreissig bis vierzig
Personen" angegriffen
worden, schrieb die Polizei am Freitag. Auf dem Video der
Reitschüler
sind abgesehen von Polizisten zirka ein halbes Dutzend Personen zu
sehen. Eine Person habe "mit den Fäustenauf sie
eingeschlagen", schrieb
die Polizei. Im Gespräch sagt Manuel Willi, Chef der
Regionalpolizei
Bern, ein Mann habe versucht, die Fahnder ins Gesicht zu schlagen. Das
sei ihm allerdings misslungen. Weiter spricht die Polizei von Flucht
aus der Reitschule - das Video vermittelt ein anderes Bild. Und was die
Polizei am Freitag als Angriff auf ein Patrouillenfahrzeug bezeichnete,
tönt nun in den Worten des Polizeichefs so: "Es wurden
Flaschen
geworfen, doch diese haben das Auto verfehlt."hae/tob
-
"Angriff auf die Polizei fand deutlich vor den Aufnahmen
statt"
Der Polizeichef dementiert
Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, kritisiert die
Darstellung der Reitschüler. "Das Video zeigt nur einen
kleinen Teil der Szenen."
Manuel Willi, hat die Polizei in der Medienmitteilung vom Freitag
gelogen?
Manuel Willi: Nein, ich wüsste nicht, wo wir gelogen
hätten. Weshalb meinen Sie?
Auf dem Video, das Reithallegäste vom Polizeieinsatz gemacht
haben, sind weder massive Angriffe noch Fusstritte gegen Polizisten zu
sehen.
Das Video setzt zu einem sehr späten Zeitpunkt ein. Der
Angriff auf die Fahnder fand deutlich vor den Aufnahmen statt. Die
Fahnder wollten den flüchtigen Mann verhaften. Doch sie wurden von
Leuten aus der Reithalle daran gehindert. Besonders ein Mann trat
extrem aggressiv auf (siehe auch Text unten links).
Laut Medienmitteilung haben aber 30 bis 40 Personen die Polizei
massiv bedrängt.
Diese Zahl ist eine Schätzung unserer Fahnder. Da sind auch
diejenigen mit eingerechnet, die im Restaurant Sous le Pont die Polizei
an der Verhaftung gehindert haben. Die Fahnder haben nicht jeden
Einzelnen gezählt.
Die Polizei schreibt, die Fahnder hätten die Reitschule
fluchtartig verlassen. Ist das etwa auch vor der Videoaufnahme passiert?
Nein.
Was versteht die Berner Polizei unter fluchtartig? So schnell wie
möglich raus. Die Fahnder verliessen die Reitschule schnellen
Schrittes. Sie waren froh, endlich aus der Reithalle draussen zu sein.
Denn zuvor waren sie aktiv am Weggehen gehindert worden. Ich habe das
Video heute gesehen. Von mir aus gesehen war das eine Flucht.
Welchen Eindruck hatten Sie beim Anschauen des Videos?
Man sieht, wie die Fahnder tätlich an ihrer Arbeit gehindert
werden.
Angenommen, die Polizei könnte die Medienmitteilung vom
Freitag nochmals schreiben. Würde diese in Kenntnis des
Reithallenvideos nochmals gleich formuliert?
Inhaltlich ist diese Medienmitteilung korrekt. Zwar sehe ich die
erwähnten 30 bis 40 Personen auf dem Video auch nicht. Aber man
sieht darauf ja nur Szenen aus dem Innenhof. Ich sehe keinen Anlass, an
der Darstellung unserer Fahnder zu zweifeln.
Wer die Filmsequenz am Montagmorgen in der Reithalle sah, begann
am Mediendienst der Polizei zu zweifeln. Hand aufs Herz: Diese
Mitteilung wurde tendenziös formuliert.
Ich sags nochmals: Die Sequenz zeigt nur einen kleinen Teil der
Szenen - und immer nur aus einem Blickwinkel. Das Video setzt erst nach
dem Angriff ein, wie mir unsere Leute den Ablauf geschildert haben.
Trotzdem: Wer sich ungerecht behandelt fühlt, soll Anzeige
erstatten, dann wird der Vorfall durch die Justiz unabhängig
untersucht.
Die Reitschulbetreiber unterstellen den Drogenfahndern, sie
hätten die angehaltene Person bewusst in die Reitschule getrieben
- was sagen Sie dazu?
Das ist lächerlich. Da geht keiner von uns zum Plausch rein.
Zwei Fahnder wollten einen Mann auf der Schützenmatte anhalten.
Dieser ist bewusst in die Reithalle geflüchtet, weil er wusste,
dass er dort geschützt wird. In den Gesprächen mit den
Stadtbehörden betonen die Reitschule Betreiber regelmässig,
sie wollten keine Polizei in der Reithalle haben. Das geben sie offen
zu.
Interview: Tobias Habegger
-
"Wir wurden angespuckt und geschubst"
Ein Fahnder erzählt
Einer der zwei Fahnder, die als Erstes in der Reitschule waren,
schildert den Ablauf des umstrittenen Einsatzes. Er will aufgrund
seiner täglichen Arbeit anonym bleiben.
"Wir sahen am frühen Abend einen Mann auf der
Schützenmatte, der uns
verdächtig erschien. Bereits als wir parkierten, flüchtete er
in die
Reitschule, in das WC des Sous le Pont. Dort ergab er sich uns. Gleich
zu Beginn zeigten wir den Anwesenden im Restaurant unsere Ausweise.
Beim Ausgang des Sous le Pont wartete zudem eine grössere Menge
von
ungefähr 25 Leuten auf uns, die uns im Weg stand und uns
beschimpfte.
Ein Mann fiel mir sofort auf, da er sich sehr aggressiv verhielt: Er
gab mir einen heftigen Stoss und versuchte, mit der Faust gegen meinen
Kopf zu schlagen. Ich konnte glücklicherweise ausweichen. Dieser
Mann
wurde später festgenommen. Wir fühlten uns zu dieser Zeit arg
in
Bedrängnis, da wir von allen Seiten her geschubst, gepackt und
gedrückt
wurden. Wir befürchteten, dass jemand nach unseren Dienstwaffen
greifen
würde - es war eine sehr brenzlige Situation, wie sie für uns
nur
selten vorkommen. Wir mussten zudem damit rechnen, dass jederzeit eine
Flasche fliegen oder uns jemand mit einem Messer angreifen könnte.
Zu
dieser Zeit wurde das Tor verriegelt. Einige Reitschüler drohten
uns:
‹Jetzt haben wir euch, da kommt ihr nicht mehr lebend raus.›
Anschliessend kamen uns Kollegen via Restaurant zu Hilfe. Es war
unmöglich, den festgenommenen Reitschüler abzuführen, da
sich andere an
ihn klammerten. So wie ich die Szene erlebte, wurde niemand
gewürgt.
Mein Kollege wehrte lediglich einen Mann ab, der ihn angespuckt hatte.
Ich sah auch nicht, dass eine Frau geschlagen wurde. Zwei Fahnder
wurden durch Fingernägel und Schläge verletzt, als Leute an
ihren Armen
rissen. Nach dem Einsatz von Pfefferspray konnten wir mit den beiden
Verhafteten flüchten.
In meinen zwölf Dienstjahren erlebte ich nur wenige Szenen,
die mich
nachhaltig beschäftigten. Dieser Einsatz in der Reitschule wird
eine
davon sein."
Aufgezeichnet: Jessica King
-
"Die Besucher vom Sous le Pont waren vollkommen
verängstigt"
Ein Augenzeuge erzählt
Yannick Dudli (25) arbeitet seit zweieinhalb Jahren in der
Reitschule.
Er erzählt, wie er die Polizeiaktion am Donnerstag erlebt hat.
"Ich sass an einem Tisch vor dem Restaurant Sous le Pont in
der
Reitschule, als ich sah, wie zwei mutmassliche Polizisten in Zivil
einen Schwarzen abführen wollten. Als einige fragten, was hier
vorgehe,
reagierte die Polizei aggressiv: Sie gingen auf einen Mann los,
drückten ihn zu Boden und würgten ihn. Als er sagte, er
bekomme keine
Luft, schnauzte ihn der Zivilpolizist an, das geschehe ihm recht.
Mehrere Personen klammerten sich an den Mann, um die Polizei an der
unverhältnismässigen Verhaftung zu hindern. Eine Frau, die
neben der
Menschentraube stand, bekam von einem Polizisten daraufhin eine
Ohrfeige verpasst. Als der Verhaftete rief: "Schlagt sie
nicht!", ging
ihm der Polizist an die Gurgel. Weitere Personen wurden an den Haaren
gerissen, zu Boden geworfen, an die Wand geschubst oder mit
Pfefferspray bedroht. Mir fehlen fast die Worte. Es war eine Frechheit.
Statt 30 bis 40 Personen, wie die Polizei in ihrer ersten Mitteilung
schrieb, waren wir maximal deren 10. Anschliessend bedrohte ein
Polizist in Vollmontur von der Eingangstür aus die Anwesenden mit
einer
Gummischrotkanone. Darauf verliessen die Polizisten mit den Verhafteten
die Reitschule. Die Besucher vom Sous le Pont waren nachher vollkommen
verängstigt, einige standen unter Schock und hyperventilierten
beinahe.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich solche Vorkommnisse in der
Reitschule beobachtet habe. Einmal sah ich einen Polizisten, der den
Kopf eines Mannes bei dessen Verhaftung gegen eine Betontreppe schlug.
Dabei hatte er sich gar nicht gewehrt. Auch beim Vorfall am Donnerstag
wendete niemand von uns Gewalt gegen die Polizisten an. Die Polizisten
werfen der Reitschule immer vor, es versteckten sich Leute bei uns. Wir
können aber nichts machen, wenn Leute hier reinrennen. Es ist auch
so,
dass die Reitschüler ihnen bekannte Dealer und Diebe umgehend des
Hauses sowie des Vorplatzes verweisen."
Aufgezeichnet: Jessica King
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20 Minuten 27.9.11
Video von Polizeieinsatz in Reitschule wirft Fragen auf
BERN. Ein gestern präsentiertes Video lässt einen
Polizeieinsatz in der Reitschule in zweifelhaftem Licht erscheinen: Zu
sehen sind darin gewalttätige Zivilfahnder und friedliche
Reitschüler.
"Wir fragen uns schon sehr, weshalb die Polizei
lügt", sagten Reitschulvertreter an der gestrigen
Medienkonferenz. Die Kapo hatte in einem Communiqué angegeben,
am Donnerstag seien Beamte bei der Verfolgung eines Verdächtigen
in der Reitschule von 30 bis 40 Personen massiv bedrängt und
getreten worden. Diese Darstellung enthält laut den
Kulturschaffenden jedoch zahlreiche Falschangaben. Ein gestern
präsentiertes Video eines Gasts stützt die Version der
Reitschule, wonach beim Einsatz keine Gewalt von Zivilpersonen
ausgegangen ist.
Die Aufnahme beginnt mit der Festnahme eines Reitschülers
wegen Amtsbehinderung. Anwesend sind nebst Fahndern nur ein paar
Gäste. Auf dem Video ist zu sehen, dass die physische Gewalt im
Video ausschliesslich von der Polizei ausging. Reizgas bringen die
Polizisten nur gegen eine Person zum Einsatz und nicht, um wie
verlautet mehrere Personen auseinanderzutreiben. Ein Fahnder etwa
reisst einen Anwesenden zu Boden, ein anderer schlägt gegen das
Gesicht einer Frau. Ein Festgenommener wird von einem Polizisten
gewürgt.
Was vor und nach den Aufnahmen geschah, wird von den Beteiligten
unterschiedlich dargestellt. Die Kapo hält fest, dass das Video
erst den Schluss des Einsatzes zeige und eine objektive Beurteilung der
Ereignisse nicht zulasse. Die Reitschule ihrerseits hat eine elfseitige
Aufsichtsbeschwerde gegen die Kapo eingereicht.
Bigna Silberschmidt
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Langenthalter Tagblatt 27.9.11
Polizisten im Kreuzfeuer
Reitschule Bern Auf den Polizei-Einsatz vom vergangenen Donnerstagabend
reagierte gestern vor den Medien die Interessengemeinschaft Kulturraum
Reitschule (IKuR) mit einer Aufsichtsbeschwerde. Mit Verweis auf ein
von einem Gast gefilmtes Video verlangt IKuR unter anderem eine
sorgfältige Prüfung der Verhältnismässigkeit des
Einsatzes. Zudem seien die Namen aller beteiligten Zivilpolizisten in
einem Bericht zu veröffentlichen. Die Grüne Partei
Bern-Demokratische Alternative verlangt in einem
Mediencommuniqué eine Neuverhandlung des Polizeivertrages
zwischen Stadt und Kanton Bern. Und die Jungen Grünen fordern in
einer Mitteilung "die Lügen der Polizei müssen
aufhören." Die Kantonspolizei weist "alle
Vorwürfe" zurück, wie sie in einer Mitteilung schreibt.
(uz)
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Schweiz Aktuell 26.9.11
Umstrittener Polizeieinsatz
Letzten Donnerstag wurden zwei Polizisten
in der Reitschule in Bern angegriffen. Laut Polizei erfolgte der
Angriff auf die beiden Zivilfahnder von 30 bis 40 Reitschule-Besuchern.
Die Reitschule selbst aber behauptet, die Gewalt sei von der Polizei
ausgegangen - und veröffentlicht heute als Beweis ein Video.
http://videoportal.sf.tv/video?id=223e81e1-3130-4e22-8cbb-42fc5eedc479
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20min.ch 26.9.11
http://www.20min.ch/news/bern/story/Woher-kam-die-Gewalt-in-der-Reitschule--26215308
Polizei vs. Gäste
Woher kam die Gewalt in der Reitschule?
von Bigna Silberschmidt - Zivilfahnder sollen am
Donnerstag in der Berner Reitschule angegriffen worden sein. Ein Video
eines Teils der Vorfälle zeigt hingegen, wie ein Beamter einen
Mann
würgt.
Vergangenen Donnerstag ist es in der Reitschule zu einer
Auseinandersetzung
zwischen Zivilfahndern der Polizei und Besuchern des Berner
Kulturzentrums gekommen. Die Polizei schilderte in
ihrer Pressemitteilung,
dass die Beamten während der Verfolgung einer verdächtigen
Person "von
einer grösseren Gruppe tätlich angegangen" wurden. Sie
forderten
daraufhin Verstärkung an. In der Folge seien die Polizisten "von
30 bis
40 Personen massiv bedrängt" worden. Laut Communiqué
kam es "zu einem
Handgemenge und es wurde aus der Menge heraus auf die Polizisten
eingetreten".
Das Kulturzentrum bestritt bereits am Donnerstag die Darstellung der
Polizei. Die Reitschule schrieb in einer Mitteilung, dass der
Polizeieinsatz "unverhältnismässig" gewesen und
Gewalt einzig von den
Beamten ausgegangen sei. Die Version des Kulturzentrums wird
gestützt
durch das Video eines Gastes, welches die Reitschule am Montagmorgen an
einer Pressekonferenz zeigte. Laut Polizei wurden die Zivilfahnder
"durch anwesende Drittpersonen bedrängt und am Verlassen der
Örtlichkeit gehindert".
Polizisten mussten Reitschule nicht "fluchtartig"
verlassen
Das
Video beginnt, als Zivilpolizisten einen Reitschüler bereits
festgehalten und in Handschellen gelegt haben. Von einem massiven
Bedrängen von 30 bis 40 Personen kann keine Rede sein - anwesend
sind
lediglich ein paar Leute, mehrheitlich wohl Gäste des Restaurants
Sous-le-Pont. Eine physische Gewaltanwendung gegenüber der Polizei
kann
während des ganzen Films nicht beobachtet werden. Viel mehr ist
etwa zu
sehen, wie ein Mann von einem Polizisten an den Haaren und dann zu
Boden gerissen wird. Danach sprühte ihm der Beamte Reizgas ins
Gesicht.
Solches kam während des Videos nur gegen diesen einen Mann zum
Einsatz
und nicht, wie im Kapo-Communiqué behauptet, um mehrere Personen
auseinanderzutreiben.
Gewalt gab es auch gegen eine Frau, die
sich neben dem Festgenommenen aufhielt: Sie wurde von einem der Fahnder
geschlagen. Weil sich der in Handschellen Gelegte darauf verbal gegen
diese Attacke wehrte, wurde er gewürgt. Die letzte auf dem Video
ersichtliche Tätlichkeit richtet sich gegen einen Mann, der den
Polizisten aus Abstand etwas zurief. Laut Augenzeugen forderte er sie
zum Gehen auf. Darauf ging einer der zivilen Einsatzkräfte auf den
Mann
los, trat ihn und stiess ihn gegen die Wand. Danach liefen die
Polizisten samt Verhafteten nach draussen. Entgegen der Polizeimeldung
macht es nicht den Anschein, als hätten sie das Gebäude
fluchtartig
verlassen müssen. Was vor und nach den Videoaufnahmen geschah, ist
weitgehend unklar und wird von Gästen, Reitschülern und der
Kapo
unterschiedlich dargestellt.
Laut Augenzeugen, die an der
Pressekonferenz anwesend waren, sei vielen Reitschülern
zunächst nicht
klar gewesen, dass es sich bei den Zivilfahndern um Polizisten
handelte, weil sie sich nicht ausgewiesen hätten. Deshalb
hätten sie
sie aufgefordert, das Gebäude zu verlassen. Für einige der
Gäste seien
die gewaltsamen Ereignisse zudem höchst traumatisch gewesen,
einige
hätten unter Schock gestanden.
Aufsichtsbeschwerde gegen Polizei eingereicht
Die
Mediengruppe der Reitschule zeigte sich darüber erfreut, dass
ihnen ein
Video über die Geschehnisse vorliege. Schon oft habe man bei den
Gesprächen mit der Stadt auf unverhältnismässige
Vorgehensweisen der
Kapo Bern hingewiesen, doch den Aussagen der Reitschüler werde oft
kein
Glaube geschenkt. Vielmehr würden Übergriffe gedeckt und
oftmals
Betroffene oder die Reitschule des Fehlverhaltens beschuldigt. Auf eine
Veröffentlichung des Videos verzichtete die Mediengruppe aber
bewusst:
Einerseits aus Persönlichkeitsschutz aller Beteiligter, zudem um
nicht
noch mehr Gewalt zu schüren, wie es an der Pressekonferenz hiess.
Die
Reitschüler bezweifeln zudem, dass der ursprünglich Verfolgte
- ein
29-jähriger Nigerianer, der schliesslich wegen illegalem
Aufenthalt
verzeigt wurde - wie von der Kapo dargestellt, gezielt in die
Reitschule flüchtete. Die Mediengruppe vermutet, dass die Beamten
ihn
in die Reitschule drängten und von Beginn weg die Absicht
verfolgten,
in das Gebäude einzudringen. Wegen einer "riesigen
Diskrepanz zwischen
dem Polizeicommuniqué und der Sichtweise der Reitschule"
hat letztere
nun eine elfseitige Aufsichtsbeschwerde gegen die Kantonspolizei
eingereicht. Darin wird der Kapo unter anderem auch vorgeworfen, den
festgenommenen Reitschüler mit 23 Stunden unnötig lange
festgehalten
und ihm das Recht auf einen Anwalt verweigert zu haben.
Polizei weist Vorwürfe zurück
Der
Festgenommene gab zu Protokoll, bereits auf der Fahrt sei ihm von einem
Polizisten gesagt worden: "Solche Arschlöcher wie dich
sollte man
umbringen. Schade sind wir nicht in den USA, dort würdest du die
Spritze bekommen." Nach der Ankunft im Polizeigebäude sei
ihm dann ein
Zweikampf angeboten worden, mit den Worten "Du Weiche, wenn du
alleine
bist, traust du dich nicht mehr". Der Nigerianer sei zudem
mehrmals
geschlagen worden.
Die Kantonspolizei Bern schreibt in einer
Stellungnahme, dass das "veröffentlichte Video
offensichtlich erst den
Schluss des Einsatzes zeigt". Ein Grossteil der Übergriffe
auf die
Polizei habe zu diesem Zeitpunkt bereits stattgefunden. "Die
Kantonspolizei Bern sieht zurzeit keinen Anlass", heisst es in
der
Stellungnahme weiter, "an der Darstellung der Polizisten, die im
Einsatz standen, zu zweifeln."
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police.be.ch 26.9.11
Stadt Bern: Stellungnahme der Kantonspolizei Bern
pkb. Die Kantonspolizei Bern weist
die Vorwürfe in
Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz von vergangener Woche entschieden
zurück. Leider haben sich die Verantwortlichen der Reitschule
erneut
nicht von Gewalt gegen die Polizei distanziert.
Während
der Anhaltung einer Person wegen illegalen Aufenthalts wurden am
vergangenen Donnerstag, 22. September 2011, Fahnder der Kantonspolizei
Bern in der Reitschule angegriffen und zurückgehalten (siehe
Medienmitteilung vom vergangenen Freitag). Die Mediengruppe der
Reitschule hat nun die Darstellung der Polizei kritisiert und
Videoaufnahmen veröffentlicht.
Festzuhalten ist, dass das nun veröffentlichte Video
offensichtlich
erst den Schluss des Einsatzes zeigt, nachdem ein Grossteil der
Übergriffe auf die Polizei bereits stattgefunden hatte. Es
lässt eine
objektive Beurteilung der Ereignisse nicht zu. Die Kantonspolizei Bern
sieht zurzeit keinen Anlass, an der Darstellung der Polizisten, die im
Einsatz gestanden sind, zu zweifeln.
Bedenklich ist, dass sich die Verantwortlichen der Reitschule erneut
nicht von Gewalt gegen Polizisten distanzieren und gar schriftlich
einräumen: "Einsätze der Polizei im Innern der Reitschule
bergen immer
ein gewisses Gefahrenpotential."Speziell gilt es zu bemerken, dass im
konkreten Fall aktiv versucht worden war, Anhaltungen - insbesondere
auch durch Festklammern - zu verhindern. Solches Verhalten erfüllt
den
Tatbestand der Hinderung einer Amtshandlung und kann nicht akzeptiert
werden.
Der Vorfall von vergangener Woche ist zudem in Zusammenhang mit einer
ganzen Reihe von Zwischenfällen zu sehen, bei welchem Polizisten
bedroht, mit Gegenständen beworfen oder gar tätlich
angegangen wurden.
Solche Vorfälle haben in diesem Jahr zugenommen. In der Nacht von
Freitag auf Samstag kam es zu einem erneuten Vorfall auf der
Schützenmatte. Polizistinnen und Polizisten wurden mit Flaschen
beworfen, dabei aber nicht verletzt.
(mf)
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Blick am Abend 26.9.11
http://issuu.com/blickamabend/docs/26.09.2011_be/11
Video soll nicht öffentlich
werden
REITHALLE Augenzeugen schildern
den Polizeieinsatz. Ein Video soll nicht ins Netz kommen.
Mehrere Polizisten verhafteten am
Donnerstag in der Reithalle zwei Personen. Laut Polizei wurden die
Zivilfahnder von Drittpersonen bedrängt und am Verlassen des
Gebäudes gehindert.
Dieser Darstellung widersprechen die
Reitschüler. Es stimme nicht, dass 30 bis 40 Personen die Polizei
bedrängt hätten. Vielmehr sei es die Polizei gewesen, die
massive Gewalt an den Gästen der Reitschule angewandt habe. Heute
präsentierte die Mediengruppe der Reitschule ein Beweisvideo.
Darauf sind ein Handgemenge zwischen Gästen und Zivilpolizisten
sowie ein Beamter, der eine Frau schlägt, zu sehen. Ebenfalls zu
erkennen: Etwa zehn Reitschüler stehen gleich vielen Polizisten
gegenüber. Ein Augenzeuge: "Leute stellten sich der Polizei in den
Weg - ohne Gewalt. Die Schläge und Tritte gegen Reithallen-
Gäste waren unterste Schublade." Der Augenzeuge spricht von
aggressivem Ramboverhalten.
Allerdings ist auf dem Video auch zu
sehen, dass sich die Gäste gegen die Verhaftung eines Nigerianers
wehren und die Polizei hindern. Dazwischen sind Rufe wie
"Scheiss-Bullen" zu hören.
Die Reitschule will das Video nicht
veröffentlichen. "Wir wollen den Persönlichkeitsschutz der
Leute wahren", sagte die Sprecherin heute vor den Medien. Die
Reitschule hat nun eine Aufsichtsbeschwerde gegen den Polizeieinsatz
eingereicht. ehi
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bernerzeitung.ch/derbund.ch 26.9.11
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Polizei-hat-Einsatz-in-der-Reithalle-stark-dramatisiert/story/15907887
http://www.derbund.ch/bern/Polizei-hat-Einsatz-in-der-Reitschule-stark-dramatisiert/story/16088123
Polizei hat Einsatz in der Reithalle
stark dramatisiert
Von Jonathan Spirig.
Die Reitschule hat am Montag den
Medien ein Video vom Polizeieinsatz am
letzten Donnerstagabend vorgeführt. Die Bilder zeigen, dass die
Polizei bei der Beschreibung der Ereignisse wohl deutlich
übertrieben hat.
Das am Montag gezeigte Video wirft
ein schiefes Licht auf die
Mitteilung, die die Polizei am Freitag betreffend des Einsatzes in der
Reitschule versendet hat. Die Polizei spricht in ihrer Mitteilung
beispielsweise von 30 bis 40 Personen, die die Zivilpolizisten massiv
bedrängt und auf die Polizisten eingetreten haben. Zudem
hätten die Einsatzkräfte die Reithalle fluchtartig verlassen
müssen.
Das Video beginnt zwar erst, als die
Zivilfahnder bereits einen
Reitschüler in Handschellen gelegt haben, es sind aber weit und
breit keine 40 Personen zu sehen. Auch von einer physischen
Gewaltanwendung gegenüber der Polizei ist nichts zu sehen.
Stattdessen sieht man, wie die Zivilfahnder eine Frau unsanft anfassen,
einen Mann in Handschellen würgen und zwei weitere Personen
attackieren.
Die Reitschule will aber darauf
verzichten, dass Video zu
veröffentlichen. Auch der Polizei wurde es noch nicht zur
Verfügung gestellt.
Berichte von Augenzeugen
Die Bilder wurden an der
Medienkonferenz auch von lebhaften Berichten
von drei Augenzeugen gestützt. Die Medienstelle der Reitschule
zeigte sich sichtlich erfreut darüber, dass der Einsatz auf Video
hat festgehalten werden können. Man habe schon mehrmals ein
zunehmend gewalttätiges und unverhältnismässiges
Vorgehen der Kantonspolizei Bern festgestellt und angeprangert, finde
normalerweise aber kein Gehör.
Den Aussagen der Reitschule werde
üblicherweise nicht Glauben
geschenkt und oft würden stattdessen Betroffene oder die
Reitschule des Fehlverhaltens beschuldigt.
Aufsichtsbeschwerde eingereicht
Weil zwischen der Darstellung der
Polizei und der Version der
Reitschule eine grosse Diskrepanz besteht, hat die Reitschule am Montag
bei der Kantonspolizei eine elfseitige Aufsichtsbeschwerde eingereicht.
Die Reitschule wolle mit der
Aufsichtsbeschwerde das Bewusstsein
stärken, dass es äusserst wichtig ist, "dass die mit
Ausübung des staatlichen Gewaltmonopols betrauten Personen ihre
macht nicht missbrauchen und ihre Kompetenzen nicht
überschreiten".
Die Medienstelle der Kantonspolizei
Bern hat für heute Montag eine
neue Mitteilung in Aussicht gestellt. Sie verweise bis es soweit ist
aber auf die ursprüngliche Version.
(Bernerzeitung.ch/Newsnetz)
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gruenalternative.ch 26.9.11
GPB-DA fordert Neuverhandlung des
Polizeivertrages zwischen Stadt und Kanton
Nach den willkürlichen
Festnahmen am Buskers-Festival und im Umfeld der SVP-Kundgebung mit
Ausziehen in der Polizeiwache wurden heute an der Medienkonferenz
der Reitschule neue schwerwiegende Übergriffe der Polizei
in der Reitschule mit einem Film und Zeugnissen von Beteiligten
dokumentiert. Nach diesen widerholten schockierenden Vorkommnissen
forder die GrünAlternativen GPB-DA endlich rasches Handeln
des rot-grünen Gemeinderates und des Stadtrates. Die sanften
Mahnungen der stadträtlichen Aufsichtskommission
genügen nicht mehr.
Zwar ist es nachvollziehbar dass
Polizeidirektor Nause frustriet darüber ist, dass er über
keine eigene Polizei verfügt. Dennoch ist es
untragbar, dass sich Nause zum Ausgleich immer wieder mit markigen
Worten ("Raubtierkäfig", "andere Saiten aufziehen") zu
profilieren versucht und damit die Stimmung anheizt. Wenn es dann bei
Polizeieinsätzen zu Grundrechtsverletzungen kommt, verweist der
Polizeidirektor jede Verantwortung von sich, da der Kanton "über
das polizeitaktische Vorgehen" bestimme.
Die GPB-DA fordert deshalb eine
Neuverhandlung des Polizeivertrages zwischen Stadt und Kanton.
Dabei müssen die Polizeihoheit der Stadt gestärkt und
die Verantwortlichkeiten klar abgegrenzt werden. Zudem muss vom Kanton
verlangt werden, dass sich das kantonale Polizeicorps und insbesondere
die Spezialeinheit "Krokus" unterschriftlich zur Einhaltung der
Grundrechte verpflichtet. Die GPB-DA wird an der nächsten
Stadtratssitzung eine entsprechende Motion einreichen.
GrünAlternative GPB-DA
Luzius Theiler
26. Sept. 2011
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kulturstattbern.derbund.ch 26.9.11
Kulturbeutel 39/11
Von Gisela Feuz am Montag, den 26.
September 2011, um 05:03 Uhr
Frau Feuz empfiehlt:
Das Konzert von The Sedan Vault am
Donnerstag im Rössli. Die
Belgier sind mit einem neuen Konzeptalbum unterwegs und loten darauf
einmal mehr musikalische Grenzen aus. Einflüsse von Hardcore, Punk
und Rock lassen sich ebenso finden, wie elektronische Spielereien,
Bläser- und Streicherklänge. Liebhaber von psychedelischem
Noise-Rock sollten zudem das Konzert von The Duke Spirit am Sonntag im
ISC nicht verpassen.
(...)
Herr Sartorius empfiehlt:
Der Abend der Frauen am Freitag. Und
unsereiner hat die Qual der Wahl:
Karo singt ihre traurigen und berührenden Lieder im Café
Kairo, die Wikinger-Amerikanerin EMA revitalisiert den Grunge (sofern
es diesen überhaupt mal gegeben hat) im Bad Bonn zu Düdingen,
und Gustav protestiert süss im Frauenraum der Reitschule.
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BZ 26.9.11
Stimmung ist aufgeheizt
Reitschule. Die Meinungen
darüber, was genau am vergangenen
Donnerstag in der Reitschule passiert ist, gehen weit auseinander. Ein
Polizeieinsatz von zwei Zivilfahndern hatte mit einer heftigen
Auseinandersetzung und Verletzten geendet. Markus Meyer, SP-Grossrat
und Präsident des kantonalen Polizeiverbandes, sagt, dass Beamte
im Einsatz eine Deeskalationsstrategie verfolgen würden. "Gewalt,
die von Polizisten ausgeht, wird nicht geduldet."
Er schaue einer Untersuchung der Vorfälle "gespannt
entgegen". Die CVP der Stadt Bern forderte gestern, dass sich der
Gemeinderat beim Regierungsstatthalter für Zwangsmassnahmen gegen
die Betreiber der Reitschule einsetzen soll. Der Beizenbetrieb solle
"partiell geschlossen werden".sru
Seite 3
-
Meinungen gehen auseinander
Reithalle · Die Stimmung ist
aufgeheizt, und die Meinungen gehen
auseinander. Markus Meyer, Präsident des Berner Polizeiverbands,
glaubt nicht, dass die Zivilfahnder unverhältnismässig viel
Gewalt angewandt haben und so für einen Eklat sorgten.
Die Untersuchungen haben erst
begonnen, doch im Internetforum von
Bernerzeitung.ch häufen sich die Einträge. Die Meinungen
darüber, was am vergangenen Donnerstag in der Berner Reithalle
passiert ist und wer die Schuld trägt, gehen auseinander. Ein
Polizeieinsatz von Zivilfahndern in der Reitschule hatte mit einer
heftigen Auseinandersetzung und verletzten Polizisten geendet (siehe
Ausgabe vom Samstag). Markus Meyer, SP-Grossrat und Präsident des
kantonalen Polizeiverbands, blickt einer Untersuchung der Vorfälle
gespannt entgegen. Bei Einsätzen folgten die Polizistinnen und
Polizisten einer Deeskalationsstrategie. "Gewalt, die von
Polizisten ausgeht, wird nicht geduldet", so Meyer. Erst wenn
kein anderes Mittel zum Ziel führe, werde konsequent
durchgegriffen. Meyer kann sich jedoch nicht daran erinnern, dass in
den letzten Jahren ein Polizist verurteilt wurde, weil er bei einem
Einsatz zu viel Gewalt angewendet hatte. "Die Vorwürfe
liessen sich in den Untersuchungen nicht erhärten."
"Partielle Schliessung"
Die CVP der Stadt Bern schreibt in
einer Pressemitteilung: "Der
Gemeinderat wird aufgefordert, sich beim Regierungsstatthalter für
Verwaltungszwangsmassnahmen gegen die Betreiber der Reitschule
einzusetzen." Die Partei fordert als Folge der Übergriffe "eine
partielle Schliessung des Restaurantbetriebes in der
Reitschule". Zudem soll dem Gastrobetrieb bei weiteren
Übergriffen gegen die Sicherheitsorgane die Betriebsbewilligung
entzogen werden. Weiter beantragt die CVP dem Parlament, den
Leistungsvertrag zurückzuweisen, solange keine verbindlichen
Auflagen formuliert sind.
"Inakzeptables Verhalten"
Für Stadtrat Hasim Sancar
(GB/Junge Alternative) sind es die
Ordnungshüter, die in der Reithalle provoziert haben. Er schreibt:
"Wieder scheint es, dass die Polizei die Provokation gesucht und
unverhältnismässig gehandelt hat." Es seien kaum zwei
Polizisten von 30 bis 40 Personen angegriffen worden. "Wenn es
wirklich so wäre, würden wir auch gegen die
Reitschule-Aktivisten protestieren." Sancar unterstellt
Gemeinderat Reto Nause zudem ein "inakzeptables Verhalten".
Er mobilisiere gegen den Leistungsvertrag, noch bevor das in der
Reitschule Vorgefallene geklärt sei. cho/sru
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20min.ch 26.9.11
Reithalle: Wie weiter nach Eklat?
BERN. Filmaufnahmen sollen belegen,
was sich bei den jüngsten
gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und
Reitschulbesuchern tatsächlich abgespielt hat. Die Betreiber des
Berner Kulturzentrums wollen die von einem Gast gemachten Aufnahmen
heute veröffentlichen. Am Donnerstag haben Zivilfahnder einen
flüchtenden Verdächtigen in die Reitschule verfolgt und dort
festgenommen. Laut der Polizei wurden die Beamten daraufhin von
Besuchern tätlich angegriffen. Die Reitschulbetreiber entgegneten,
die Gewalt sei ausschliesslich von der Polizei ausgegangen. Sie wollen
nun eine Aufsichtsbeschwerde einreichen. Für die Reitschule kommt
der Streit zum ungünstigsten Moment: Der Stadtrat entscheidet
demnächst über den neu ausgehandelten Leistungsvertrag.
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Der Bund 26.9.11
Vorfälle in der Reitschule
GFL will Untersuchung, CVP will Beiz
partiell schliessen
Die wüsten Szenen bei der
Verhaftung eines mutmasslichen
Drogendealers durch die Polizei in der Reitschule ("Bund"
vom Samstag) haben politische Folgen: Die GFL Stadt Bern fordert eine
Untersuchung der Vorgänge "intern durch die Polizei und
durch die in der Sache neutralen Behörden der Stadt", heisst
es in einer Mitteilung. Für eine Beurteilung des Vorgefallenen sei
es nämlich noch zu früh, meint die GFL. Für die CVP
Stadt Bern hingegen ist der Fall klar: Sie will, dass sich der
Gemeinderat beim Statthalter für eine partielle Schliessung des
Restaurantbetriebes in der Reitschule einsetzt. (pd)
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Blick 26.9.11
Attacke auf Polizisten
"Unhaltbare Zustände in Bern!"
30 bis 40 Personen griffen zwei
Polizisten an - in der Berner
Reitschule!
Wieder die autonome Brut von Bern:
Polizisten an der Arbeit hindern,
angreifen und bedrohen. Und dann in den Medien noch grobe Unwahrheiten
verbreiten. Die Berner Reithalle ist der grösste
Drogenumschlagplatz von Bern - das weiss hier jeder.
Rolf Gurtner, Münsingen BE
Wie lange wollen die Betreiber der
Reitschule Aussenstehenden noch
weismachen, dass immer die andern (sprich die Polizei) schuld seien?
Der rechtsfreie Raum kann und darf nicht länger geduldet werden,
auch von einer rot-grünen Stadtregierung nicht.
Otto Stucki, Thun BE
Ich war immer für die
Reitschule. Was aber in den letzten drei
Jahren abgeht, ist nicht mehr tolerierbar. Immer ist es angeblich die
Polizei. Es gibt nur eine Lösung: Schliessen! Bin kein SVPler. Im
Gegenteil. Aber genug ist genug.
René Müller, Bern
In der ganzen Stadt Bern gibts
nirgends so viele Polizeieinsätze
wie in und um diesen unsäglichen Schandfleck Reithalle. Dies
ergibt doch ein eindeutiges Bild, was dort los ist. Aus diesem
"vornehmen Haus" heraus werden jeweils Gewaltakte und
grosse Sachbeschädigungen in der Stadt Bern begangen - von
Linksautonomen und ähnlichen Gruppierungen.
Paul Jegerlehner, Stettlen BE
Es kann doch gar nicht sein, dass man
solche Leute einfach machen
lässt!
Stefan Amsler, Würenlingen AG
Wie lange schaut die linke Regierung
der Stadt Bern den unhaltbaren
Zuständen in der Reitschule noch zu? Das sind Zustände wie
beim AJZ in Zürich vor bald 30 Jahren.
Klaus Utzinger, Bad Zurzach AG
Irgendwie ist diese Reitschule vom
(Rechts-)Freiraum für
Jugendliche zum Hort von Kriminellen mutiert.
Rolf Fritz, Lugano TI
Die armen Polizisten. Und wenn sie
sich wehren, kommen sie noch an die
Kasse.
Patrick Freitag, Bern
Wann wird dieses illegal besetzte
Gebäude endlich - und wenn
nötig mit brutaler Gewalt - geräumt? Jeder normalsterbliche
Bürger, der ein Gebäude besetzt, wird umgehend zur
Rechenschaft gezogen, während man hier beide Augen zudrückt.
Rudolf Hunziker, Baden-Dättwil AG
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BZ 26.9.11
Diverse Ausgaben
Zum Thema "Berner Reitschule"
"Schandfleck"
Es wird Zeit, dass der grösste
Schandfleck von Bern - die
Reitschule - verschwindet. Sie fällt nur negativ auf. Ihre
Verantwortlichen spielen die Unschuldslämmer, wenn Randalierer
Autos beschädigen oder Polizisten angreifen. Dafür
erhält die Reitschule auch noch Geld. Damit könnte man eine
Grünfläche anpflanzen. Das würde der zubetonierten Stadt
Bern gut tun.
Paula Kauer, Zollikofen
"Alles im Griff?"
Die Reitschule ist das Wahrzeichen
der blauäugigen und hilflosen
Stadtregierung. So weit kommt es, wenn Politiker jahrelang suggerieren,
sie hätten alles im Griff. Reitschule-Betreiber, Polizei und
Bürger sehnen sich nach kompetenten Leuten, die die Fäden neu
spinnen können. Man stelle sich vor, die Stadt würde das
Gelände im Baurecht vergeben. Jährliche Einnahmen: Rund 5
Millionen Franken. Mit weniger als einem Viertel davon liesse sich mit
den Reitschule-Betreibern ein optimales Kulturzentrum realisieren und
jährlich subventionieren. Damit könnte auch die Finanzlage
der Stadt leicht verbessert werden.
Bruno Bänninger, Ins