MEDIENSPIEGEL 23.- 29. APRIL 2012

Bund 28.4.12

1. Mai in Bern könnte "heiss" werden

Der 1. Mai könnte in Bern viel Arbeit für die Polizei mit sich bringen: Zwei Kundgebungen und eine Begegnung zwischen den Berner Young Boys und dem FC Zürich stehen am Dienstag auf der Agenda. Brisant ist insbesondere, dass der Gewerkschaftsbund Bern (Besammlung: 16.30 Uhr) und der Revolutionäre Block (Besammlung: 16 Uhr) ihre zwei Umzüge praktisch gleichzeitig in der Kramgasse beginnen. Der Marsch der Gewerkschafter ist bewilligt, jener des Revolutionären Blocks nicht. Die Präsidentin des Gewerkschaftsbundes der Stadt Bern (GSB), Béatrice Stucki, distanziert sich von unbewilligten Kundgebungen. Man habe keine Kontakte zum Revolutionären Block. Besorgt ist Stucki aber nicht: Schon früher hätten Autonome zur gleichen Zeit demonstriert, und man sei aneinander vorbeigekommen. Der GSB werde sich darum bemühen, die Kundgebungen separat zu halten. Autonomen etwa einen Schutzschirm gegen die Polizei zu bieten, könne nicht das Ziel sein, sagt Stucki. (rym)

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anti-ka.ch 27.4.12

Richtigstellung der Berichterstattung zum 1. Mai

Veröffentlicht am Freitag, 27. April 2012 21:10

Beim alltäglichen Blättern in den bürgerlichen Berner Blättern, haben wir in der Berichterstattung betreffend den angeblich geplanten Aktionen des Revolutionären 1. Mai Bündnisses, erstaunt festgestellt, dass unser Bild von der vierten Gewalt noch nicht schlecht genug ist.

Wir sind uns auch nach eingehender Diskussion nicht einig geworden, ob diese grottenschlechte Berichterstattung nun die Folge von Sparmassnahmen und ausgedünnten Reihen in den  Redaktionen ist, oder ob der reaktionäre Geist in Letzteren bereits dermassen fortgeschritten ist, dass Journalisten zu offensichtlichen Fehlinformationen greifen, wenn es im Vorfeld einer politischen Veranstaltung wieder einmal darum geht, die Stimmung anzuheizen und inhaltlichen Auseinandersetzungen auszuweichen.

Fakt ist, das Revolutionäre 1. Mai Bündnis Bern hat für den 1. Mai 2012 nie zu einer Besammlung an der Heiliggeistkirche aufgerufen, wie die Berner Zeitung online behauptet, und das Motto des diesjährigen 1. Mai lautet weder "Zusammen kämpfend aufbrechen" (BZ) noch "Block&Fest" (Bund). Es lautet "Luxus für Alle, statt den Gürtel enger schnallen". Heuer ist weder eine eigenständige "unbewilligte" Demonstration geplant, noch findet ein separates Fest bei der Reitschule statt. Schleierhaft ist auch, warum die Polizei auf Anfrage von Anlässen zu berichten weiss, die nicht stattfinden und warum sich die Präsidentin des Gewerkschaftsbundes der Stadt Bern, von diesen distanziert.

Bereits stattgefunden haben im Rahmen des diesjährigen Berner 1. Mai Programms allerdings zwei gutbesuchte Filmvorführungen mit anschliessenden Diskussionen und ein Kritik-Pick-Nick. Aber solche Informationen lassen sich halt schlechter verkaufen, als ein "heisser 1. Mai" oder ein Anlass mit "Konfliktpotential".

Nichts desto trotz: Heraus zum 1.Mai! Weiter Infos inklusive Inhalte unter www.anti-ka.ch

Revolutionäres 1. Mai Bündnis Bern

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derbund.ch 27.4.12

Der 1. Mai verspricht heiss zu werden

Matthias Ryffel

Der 1. Mai hat Konfliktpotenzial: Eine Kundgebung des Berner Gewerkschaftsbundes, eine unbewilligte Demo von Linksautonomen und die Begegnung YB-FCZ finden gleichzeitig statt.

Der erste Mai in Bern könnte heiss werden: Zwei politische Kundgebungen sowie eine Begegnung zwischen den Berner Young Boys und dem FC Zürich stehen am Dienstagabend auf der Agenda.

Der Gewerkschaftsbund Bern wird den traditionellen 1.-Mai-Umzug durchführen. Um 16.30 Uhr will man von der Kramgasse auf den Bundesplatz ziehen, ab 17.15 Uhr soll dort unter anderen auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga (SP) eine Rede halten. Marc Heeb, Leiter der städtischen Gewerbepolizei, bestätigt, dass eine Bewilligung erteilt worden ist. Die Kantonspolizei habe grünes Licht gegeben.

Parallel dazu hat auch der Revolutionäre Block zu einer Kundgebung aufgerufen, dies unter dem Moto "BlockFest". Bereits um 16 Uhr will man sich in der Kramgasse besammeln, um sich dann um 17 Uhr zum Fest in die Reithalle zu begeben - eine Bewilligung der Gewerbepolizei liegt nicht vor.

Kundgebungen separat halten

SP-Grossrätin und frisch gekürte Präsidentin des Gewerkschaftsbundes der Stadt Bern und Umgebung (GSB), Béatrice Stucki, distanziert sich auf Anfrage von allfälligen unbewilligten Kundgebungen. Man habe keine Kontakte zu Organisationen wie dem Revolutionären Block. Dieser suche den Austausch auch nicht. Besorgt ist sie nicht: Schon in vergangenen Jahren hätten Autonome zur gleichen Zeit demonstriert, und man sei aneinander vorbeigekommen. "Am 1. Mai werden wir uns wie in Vorjahren darum bemühen, die Kundgebungen separat zu halten." Autonomen etwa einen Schutzschirm gegen die Polizei zu bieten, das könne nicht das Ziel sein, sagt Stucki. "Erfahrungsgemäss sind am ersten Mai viele ältere Leute mit dabei, die der Feier unter solchen Umständen wohl fernbleiben würden."

Kantonspolizei ist "vorbereitet"

Am gleichen Abend steht eine weitere Veranstaltung mit Konfliktpotenzial an: Ab 19.45 Uhr messen sich die Fussballclubs YB und FCZ im Stade de Suisse. Begegnungen zwischen den beiden Clubs gelten als Hochrisikospiele.

Die Kantonspolizei lässt verlauten, sie sei auf den Tag vorbereitet. Man habe die verschiedenen Anlässe des 1. Mai auf dem Radar, behalte die Entwicklungen im Auge und werde die notwendigen Massnahmen treffen, heisst es auf Anfrage.

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BZ 27.4.12

Fussball und Demos am 1. Mai

Bern · Gleich drei Anlässe mit Konfliktpotenzial finden am Dienstagabend in Bern statt: der 1.-Mai-Umzug, das Fussballspiel YB - Zürich und eine nicht bewilligte Demo aus Reitschule-Kreisen.

Nächsten Dienstag feiert die Linke den Tag der Arbeit unter dem Motto "Mehr Schutz, Lohn, Recht". Die Feier beginnt mit dem Umzug um 16.30 Uhr von der Kramgasse auf den Bundesplatz. Dort sind ab 17.15 Uhr Reden von unter anderem Bundesrätin Simonetta Sommaruga (SP) und der designierten Gewerkschaftsbundpräsidentin Béatrice Stucki angesagt. Diese traditionelle Feier ist bewilligt, wie der stellvertretende Polizeiinspektor Marc Heeb bestätigt. Unbewilligt ist bisher jedoch eine Kundgebung aus den Reihen der Berner Reitschule. Der antikapitalistische Block ruft zur Demobesammlung bei der Heiliggeistkirche unter dem Motto "Zusammen kämpfend aufbrechen!" auf.

Am selben Abend (19.45 Uhr) findet der konfliktträchtige Fussballmatch YB - FC Zürich statt. Vor oder nach dem Spiel könnte es zu Ausschreitungen zwischen Fangruppen kommen. Die Kantonspolizei ist für den 1. Mai gewappnet. "Wir haben all diese Anlässe im Auge, werden die Entwicklungen verfolgen und nötige Massnahmen treffen", sagt Polizeisprecher Andreas Hofmann.

Jürg Spori

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20 Minuten 27.4.12

Kellerkind und Nick Curly im Dachstock

Fr, 27.4., 23 Uhr, 8bit Meets Sirion, Dachstock.

HOUSE/TECHNO. Das Berner Label Sirion tat sich mit dem Mannheimer Musikhaus 8bit zusammen, um heute eine Party mit Rang und Namen zu schmeissen. Im Vordergrund stehen zwei Namen: Nick Curly (8bit) und der hiesige Shootingstar Kellerkind. Curly galt lange als treibende Kraft hinter dem "Sound of Mannheim", auch bekannt als der neue Deephouse. Nun ist der Deutsche beim internationalen DJ-Adel angekommen. So hat ihn etwa das weltbekannte Space mit einer Residency geadelt. Mit dem Album "Between the Lines" hat er seinen internationalen Status nun zementiert.

Mit einer eigenen Platte will auch der Berner Produzent Kellerkind künftig trumpfen. Heute tauft er sie. Gorge, Animal Trainer, Jon Donson, Racker und die Sirion-DJs ergänzen das Line-up. PEC

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kulturagenda.be 26.4.12

"Paradise Now" im Reitschule-Kino

Der Film "Paradise Now" (2004) des palästinensisch-niederländischen Regisseurs Hany Abu-Assad handelt von zwei jungen palästinensischen Selbstmordattentätern. Khaled und Said leben vom Versprechen auf einen Platz im Paradies. Sie werden nach Israel geschickt, wo sie nach einem missglückten ersten Anschlagversuch ins Grübeln kommen.
Kino in der Reitschule, Bern. Fr., 27., und Sa., 28.4., 21 Uhr

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WoZ 26.4.12

Familienformen

Im Buch "Familienbande. 15 Porträts" zeigt die Soziologin und Journalistin Christina Caprez Lesben, Schwule und Transgendermenschen mit Kindern, Wohnkollektive und Wahlfamilien, Patchworkkonstellationen und ­binationale Familien sowie solche, die durch Adoption entstanden sind. In Bern und Basel gibt es nun Lesungen mit Diskussion.

Bern Frauenraum der Reitschule, Neubrückstrasse 8, Fr, 27. April, 20 Uhr. Käfigturm, Marktgasse 67, Mo, 30. April, 20 Uhr. Basel Juristische Fakultät, Peter-Merian-Weg 8, Do, 3. Mai, 12.30 Uhr.

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kulturagenda.be 26.4.12

Die neue Lockerheit des Klassenprimus

Greis tauft im Dachstock sein viertes Album "Me Love". Der Berner Rapper scheut darauf weder die Popmusik noch die Hilfe der jüngeren Kollegen. Und schon gar nicht die neue Leichtigkeit.

"Me Love" spielt feine Popmusik. Ungewöhnlich entspannt rappt Grégoire Vuilleumier alias Greis darauf. Im Langzeitvergleich mit dem ersten Album "Eis", das politisch, ausgetüftelt und auch etwas verbissen daherkam, wirkt das vierte Album "Me Love" wie eine Rückenmassage.
Was ist passiert? Beginnen wir von vorn. 20 Jahre alt ist der Mundart-Rap kürzlich geworden. 1992 nahm der Basler Rapper Black Tiger als Erster einen Song auf Schweizerdeutsch auf. Bald zogen die Zürcher nach, und auch in Bern formierte sich eine Szene. Die Aufnahmen aus den 90er-Jahren wirken heute geradezu rührend, weil die Sprechsänger damals eher unbeholfen über die Rhythmen holperten. Das Niveau des Raps steigerte sich. Eine regelrechte Zäsur war es, als ein bilinguer Berner, der sich "Greis" nannte, sein erstes Album "Eis" veröffentlichte.
Dieser ehrgeizige junge Greis hatte die Messlatte hoch angesetzt. Nicht nur, weil er technisch besser war als die anderen, sondern weil er gute Geschichten erzählte, politisch etwas zu sagen hatte und sofort sein Publikum fand. "Global" wurde zu einer Hymne der Anti-WEF-Bewegung und dröhnte an Demonstrationen aus den Boxen.

Es gibt ein Leben nach dem Rap

Danach galt es, den Erfolg zu toppen. Es folgten "2" und "3", auf denen die Fortschritte des Rappers zu beobachten waren, die aber nicht mehr zu Meilensteinen wurden wie der Erstling.
Als Greis das vierte Album in Angriff nahm, ging gar nichts mehr. Die grosse Erwartung an sich selber blockierte ihn. "Ich wollte allen gefallen", sagt er, der sich selbst als "grundsätzlich unsicheren Menschen" bezeichnet. Um den Knoten zu lösen, musste er sich eingestehen, dass es ein Leben nach dem Rap gibt. "Ich habe mich viel zu sehr mit meiner Rolle als Musiker identifiziert." Jetzt sei er nicht mehr so fixiert. Mit dem Rap aufzuhören, wurde plötzlich zur Option, und erst mit dieser Einsicht gewann er jene Lockerheit, die er schon so lange gesucht hatte.
Greis tönt auf "Me Love" so poppig wie nie zuvor. Claud, sein Produzent des Vertrauens, hat ihm einen Musikteppich ausgebreitet, der zum neuen Greis passt: Statt nur cool sein zu wollen, lassen die 16 Songs auch emotionale Süsse zu. Textlich wie musikalisch herausragend ist "Lazerman", der von einem Superhelden handelt und eine Subtilität beinhaltet, die Greis bei Musikern wie Kuno Lauener oder Baze immer bewundert habe. In "I weiss i bi guet" hat er seine Selbstzweifel umgekehrt und einfach mal das Gegenteil behauptet. Greis bezieht aber nach wie vor auch Stellung. Etwa in "Mini Bitch".

"Du must lächeln beim Aufnehmen!"

In der Plattentaufe im Dachstock tritt der Solothurner Manillio im Vorprogramm auf. (Für diejenigen, die Hip-Hop auch mit dem Herzen hören: Sein "Stärne" ist grossartig.) Greis, gewohnt bescheiden bis zum Understatement, sagt, er habe viel gelernt von dem 10 Jahre jüngerenRapper. "Manillio hat die Leichtigkeit erfunden." Dem vielbeschäftigten Talent dürfte das schmeicheln, hat er doch aus Bewunderung für Greis zu rappen begonnen. Seinem einstigen Vorbild hat er geraten: "Du must lächeln beim Aufnehmen!" Greis hat den Tipp fürs neue Album befolgt - und tönt nun tatsächlich relaxter als je zuvor.

Michael Feller

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Dachstock in der Reitschule, Bern
Sa., 28.4., 21.30 Uhr. www.dachstock.ch
Verlosung : 2 °— 2 Tickets
tickets@kulturagenda.be

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BZ 26.4.12

Musik Lokal

Man darf den Namen des Solothurner DJs Kellerkind durchaus wörtlich nehmen. Jahrelang produzierte Marco Biagini, 31, seine Tracks im Untergeschoss seines Wohnhauses: "Meine Freunde nannten mich zum Spass bereits Kellerkind." Das Studio hat inzwischen geändert, der Künstlername ist geblieben. Kellerkind tingelt seit nunmehr über zehn Jahren durch namhafte Clubs wie das Zürcher Rohstofflager oder den Berner Dachstock und bringt das Partyvolk mit seiner elektronischen Musik zum Tanzen. Nun hat der DJ sein Debütalbum "Basement Story" veröffentlicht.

"Auf einem ganzen Album hast du auch als DJ die Möglichkeit, eine Geschichte zu erzählen", sagt Kellerkind. Man sei musikalisch frei, müsse den Fokus nicht zwingend aufs Tanzparkett legen - im Gegensatz zur Arbeit am Mischpult im Club. Die Geschichte, die Kellerkind auf seinem Debütalbum erzählt, ist simpel: Es ist die einer langen Tanznacht. Sie beginnt in einer Lounge. "Jazz Café", ein ruhiger Einstieg, erinnert an einen leichten Sommerregen. Danach gehts Schlag auf Schlag: Im zweiten Song ist der Abend fortgeschritten, man wird aufgesogen von der Nacht und auf der Tanzfläche wieder ausgespuckt: "Disco on the Dancefloor", der Titelsong des Albums, ist treibender, melodiöser House. Den Videoclip zum Track hat der DJ im Berner Club Kapitel gedreht. Das Bollwerk spielt in Kellerkinds Musik eine zentrale Rolle: "In dieser Ecke Berns bin ich oft unterwegs", sagt der Solothurner. Das Bollwerk sei für ihn einer der prägenden Orte der Berner Kultur, "ein Quell der Inspiration".

Die elektronische Musik und vor allem House haben es Kellerkind von seiner ersten Party an angetan. Das war 1995, im damaligen Solothurner Club Nachtschicht. Bald kaufte sich Marco Biagini eigene Platten und begann sich im Mischen zu üben. Bis heute ist das Auflegen für Kellerkind eine Passion geblieben, hauptberuflich arbeitet er in der Informatik. Ja, manchmal zehre das Nachtleben, das man als DJ führe, an der Substanz. "Aber auch wenn ich nicht auflegen würde, der Sog der Clubs würde mich trotzdem jedes Wochenende einholen", sagt der DJ lachend.

Mit "Basement Story" hat Kellerkind ein vielseitiges elektronisches Album produziert. Während er im ersten Teil Bläser und Synths einbaute, sind die folgenden Songs purer, härter und schweisstreibender. Es zählt der Tänzer, die Tanzfläche, die Musik. Erst im Schlusssong "The Black Cat Gismo" findet Kellerkind zurück zur anfänglichen Ruhe, als stimmigem Finale.

Annina Hasler

Kellerkind: "Basement Story" (Sirion Records). Plattentaufe: Freitag, 27. April, im Dachstock Bern.

Die Serie "Kultur Lokal" stellt junge Künstler, Musiker, Theaterschaffende und Tänzer aus der Region vor.

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WoZ 26.4.12

Future Memories

"Aua, wir leben!": Der Satz hallt seit dreissig Jahren Mai für Mai durch die Berner Gassen und Kulturhäuser. Wie und wer auch immer ihn in einer langen Nacht ausgerufen hat: Der Satz ist gut. Er passt zu einem Festival, bei dem es um mehr geht als um reines Vergnügen.

Die dreissigste Ausgabe des Berner Thea­tertreffens für zeitgenössisches Theater steht unter dem Titel "Future Memories". Am Anfang standen Fragen der FestivalmacherInnen: "Wie wird man sich an uns erinnern? Eine kriselnde Kontrollgesellschaft kurz vor der Occupy-Wende? Falls es ein ‹weit nach uns› gibt, könnte das Wissen über uns möglicherweise so tradiert werden: Was diese Spezies verband, lässt sich nicht sagen, aber allen gemeinsam war eine konstante Geste, die eine enge Beziehung zu Kleinstgeräten vermuten lässt: eine kurze zärtliche Berührung mit der Fingerkuppe?"

Fünfzehn Gruppen aus Kanada, Belgien, Holland, Britannien, Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz stellen sich in ihren Produktionen je auf ihre Weise diesen und weiteren Fragen. Ja, wir leben noch. Aua! adr

"Future Memories   - Auawirleben 2012. 30. Zeitgenössisches Theatertreffen Bern" in: Bern Dampfzentrale, Unibibliothek, Schlachthaus Theater, Junge Bühne, Tojo Theater in der Reitschule, Zentrum Paul Klee, Progr. Mi, 2., bis So, 13. Mai. Detailliertes Programm: www.auawirleben.ch

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BZ 25.4.12

Schrift- und Wortsteller

Text und Musik Eine Autorin und zwei Autoren lesen ihre Texte: solo, im wechselseitigen Spiel der Texte und im Zusammenspiel mit improvisierter Musik. Der Text und die Sprache von Heike Fiedler, Guy Krneta (im Bild), Alain Freudiger und die Musik von Paed Conca, Maki Hachiya und Takumis Seino mischen sich farbig und provokativ zu einem Manifest der sprachlichen Vielfalt der Schweiz. Die Schrift- und Wortsteller Fiedler, Krneta und Freudiger sind Teil der Schweizer Spoken-Word Szene. Seit jeher arbeiten sie mit bedeutenden, in der Schweiz und auswärts lebenden Musikern.pd

Heute Mittwoch, ab 20 Uhr, Holzwerkstatt, Kulturzentrum Reitschule Bern, www.paed.ch/kfdaa.

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Bund 25.4.12

Wenig Rummel auf der Schützenmatt

Noch bis am Sonntag gastiert auf der Schützenmatt die Chilbi. Das launische Frühlingswetter hat den Schaustellern übel mitgespielt - doch der Wetterbericht lässt hoffen.

Matthias Ryffel

Wenn die grösste Vergnügungsbahn auf der "Schütz" wirbelt und ihre gelben Metallarme immer höher fliegen, dann kreischen die Passagiere. Allerdings: Die Bahn stand in den letzten Tagen oft still - und liess die Arme hängen. Denn auf dem Rummelplatz der "Schütz" ist heuer wenig los.

Seit über einer Woche gastiert die Chilbi hier, fast jeden Tag hat es geregnet. Das Geschäft läuft "miserabel", wie Ludwig Zillig bestätigt. Der Ostschweizer betreibt das Karussell Zilligs Kindertraum. "Das Wetter ist schuld", sagt er und nimmt einen Schluck vom schwarzen Kaffee, den die Nachbarin zu ihren Süssigkeiten ausschenkt. Beide sind hauptberuflich Schausteller und das schon seit langer Zeit. Vor 45 Jahren kam Zillig zum ersten Mal auf die Schützenmatt, inzwischen lebt er in Bern.

Die "Wilden" kommen noch immer

Vieles habe sich verändert in dieser Zeit, sind sich beide Schausteller einig. "In den Achtzigern gings bergab." Im Vergleich zu früher werde die "Schütz" heute fast schon gemieden. Mit der Reitschule hat Zillig aber kein Problem - "dann schon eher mit den Haschverkäufern".

Doch nicht nur die Schützenmatt hat sich verändert: "Früher verabredete man sich noch für die Chilbi", erinnern sich die Schausteller. Heute hätten die Jungen mehr Vergnügungsmöglichkeiten. Manches bleibt indes gleich: Die Halbwüchsigen sind noch immer das beste Publikum. "Die Wilden halt", sagt Zillig und lacht. Dann eilt er zu seinem Karussell: "I mue mi Gäld vrdienä."

Seit 60 Jahren dabei

Noch länger auf der Schützenmatt sind nach eigener Aussage die Tissots. Die Westschweizer sitzen im Führerhäuschen der Putschauto-Bahn, zwei Frauen und ein Mann. Seit sechs Generationen sei die Familie in der Schaustellerei, seit 60 Jahren auf der Schützenmatt. Nach Bern sei man immer gerne gekommen. Natürlich ist das Wetter schlecht ("il faut le beau temps!") - aber die Leute werden schon kommen, gibt man sich überzeugt.

Der Wetterbericht für die nächsten Tage ist tatsächlich erfreulich gut - und ab Donnerstag locken gar sommerliche Temperaturen. Ein Abstecher auf die Schütz dürfte sich daher lohnen. Dass das Zwischenmenschliche auf der Chilbi lebt, beweist ein erwachsenes Paar an der Schiessbude: Der Schausteller hinterm Tresen lächelt die Dame an und sagt: "Das können auch Sie." Ihr Begleiter ist allerdings skeptisch und schnappt sich das Gewehr lieber selber. Erst als der letzte Schuss im Ziel ist, streckt er es strahlend der Dame hin: "Chumm, muesch ou mau!"

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kulturstattbern.derbund.ch 23.4.12

Kulturbeutel 17/12

Von Gisela Feuz am Montag, den 23. April 2012, um 05:03 Uhr

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Kofmel empfiehlt:
Ebenfalls Big Zis und am Donnerstag in den Dachstock Apparat hören gehen. Sascha Ring ist ein äusserst umtriebiger Musiker, der unter allerlei Pseudonymen werkelt. Was er unter dem Namen Apparat veröffentlicht, gehört immer wieder zum Interessantesten, was es in der elektronischen Musik zu hören gibt.

(...)

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Bund 23.4.12

Eine Bernmobil-Infosäule aus Holz für eine bessere Schützenmatte

Künstler Jürg Lüdi wirbt mit einer Holzskulptur für eine Bushaltestelle auf der Schützenmatte.

Adrian M. Moser

Würde eine Bushaltestelle auf der Schützenmatte helfen, den "Unort" rund um das untere Bollwerk aufzuwerten? Ja, findet zumindest Künstler und Förderverein-Reitschule-Mitglied Jürg Lüdi. Er hat am Samstagabend auf der Schützenmatte "die wohl erste und einzige Bernmobil-Infosäule aus Holz" aufgestellt.

Lüdi und die Reitschule nehmen mit ihrer Aktion ein Anliegen auf, das die Stadträte Beat Zobrist (SP) und Peter Ammann (GLP) bereits im Februar auf die politische Agenda gebracht haben. In einem derzeit hängigen Vorstoss fordern sie, die stadteinwärts führende Bushaltestelle Bollwerk von ihrem derzeitigen Standort bei der SBB-Historic-Infothek auf die Schützenmatte zu verschieben - und zwar hinter die Baumreihe, die den Parkplatz von der Strasse trennt. Sie erhoffen sich davon eine "kreative und wirkungsvolle Umgestaltung eines Teils des Parkplatzes Schützenmatte". "Beleuchtung, Bauelemente und Frequentierung würden zu einer klaren Aufwertung dieses heute gemiedenen ‹Unortes› beitragen", schreiben die Postulanten. Für die Umsetzung der Bushaltestelle, wie sie sich sie vorstellen, müsste die erste Parkplatzreihe aufgehoben und der Car-Terminal leicht nach innen verschoben werden.

Die Holzsäule von Jürg Lüdi - Akazie massiv, geölt - solle "zukünftigen Bus-Ein- und -Aussteigenden, die bequemer und direkter in Reitschule, Kapitel Bollwerk, O Bolles, Bollwerk 35, Le Ciel, Amtshaus, Drogenanlaufstelle, Kunstmuseum oder sonst wohin wollen, einen ersten Vorgeschmack auf die Zukunft geben", teilt die Mediengruppe Reitschule mit. Und sie soll "mithelfen, aus der busverkehrstechnischen No-Go-Area eine Bus-Stop-&-Go-Area zu machen".

Geschäfte wollen die Haltestelle

Eine lose Umfrage bei den Geschäften und Gastrobetrieben im unteren Bollwerk zeigt: Die Verschiebung der Haltestelle auf die Schützenmatte würde reihum begrüsst. "Wir fänden das sehr gut", sagt David Rütsche, Inhaber des Restaurants O Bolles. "Die Haltestelle wäre dort viel zentraler gelegen." Er erhofft sich auch, dass sie die Schützenmatte beleben würde. Ob nach der Verschiebung sogar mehr Gäste den Weg in sein Lokal finden würden, vermag er nicht zu sagen. Beklagt habe sich bisher niemand über die fehlende Haltestelle.

Anders beim Coiffeurgeschäft Gidor: "Wir haben immer wieder Kunden, vor allem ältere, die sich darüber beklagen, dass die Haltestelle Richtung Bahnhof so weit weg ist", sagt Geschäftsführerin Brigitte Hostettler. Deshalb würde auch sie es begrüssen, wenn die Haltestelle verschoben würde - auch weil sie sich davon zusätzliche Kunden erhofft. Ähnlich klingt es bei Fausto De Siena, Geschäftsführer im Restaurant Kapitel: "Dort, wo die Haltestelle jetzt platziert ist, macht sie einfach keinen Sinn", sagt er.

Als eigentlichen "Unort" will das untere Bollwerk aber keiner und keine der Angefragten bezeichnen. "Ein Unort ist es nicht", sagt Miro Gadient, Geschäftsleiter des Velogeschäfts City Cycles. "Wenn ich hier zum Schaufenster hinausschaue, muss ich sagen: Es gibt definitiv schlimmere Orte in Bern." Brigitte Hostettler von Gidor sagt, früher sei es katastrophal gewesen, vor allem wegen der Drogenszene. Aber seit Securitas und Polizei öfter patrouillierten, habe sich die Situation beruhigt. Auch sie denkt, dass die Bushaltestelle auf der Schützenmatte zu einer weiteren Verbesserung der Lage beitragen könnte.

"Absurde Situation"

Künstler Jürg Lüdi bezeichnet die aktuelle Situation als "absurd". Es sei wichtig, der bestehenden Haltestelle ein Gegenüber zu geben. Wie die Mediengruppe der Reitschule schreibt, soll der "Busstop" bis spätestens am 1. April 2014 bestehen bleiben. Dann nämlich endet der Aufenthalt von Jürg Lüdi im Förderatelier der Stadt Bern. Die Aufrichtung der Holzskulptur auf der Schützenmatte bedeutete gleichzeitig auch die Finissage der von Lüdi kuratierten Ausstellung "NEUstadt-lab 20stops" in der Stadtgallerie im Progr. Die Ausstellung wird unter anderen von der Burgergemeinde Bern mitfinanziert.

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BZ 23.4.12

Nächster Halt: Reitschule

Schützenmatte. Die Reitschule hat eine Bushaltestelle - das gibt jedenfalls die Bernmobil-Infosäule aus Holz vor, die seit Samstag auf der Schützenmatte steht. Der Künstler Jürg Lüdi, Mitglied des Fördervereins Reitschule, hat die Säule erstellt. Sie soll das Anliegen unterstützen, das untere Bollwerk von der "No-Go-Area" zur "Bus-Stop-and-Go-Area" zu machen. Auch SP-Stadtrat Beat Zobrist fordert, die Haltestelle "Bollwerk" stadteinwärts auf die Schützenmatte zu verlegen. Die Installation war Finissage der Ausstellung "Neustadt-lab 20 stops", einer Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum durch künstlerische Interventionen. wrs